Ke°Ka°Ze [Ginta]
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Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 27 - Angst um Tod
- Spoiler:
- Es herrschte Ruhe. Man konnte den Wind durch das Blätterwerk der Bäume rascheln hören. Jumon rieb sich am Kopf und ging von Ginta und Sayoko runter, die reglos auf dem Boden lagen. Jumon entschuldigte sich vielmals, aber die beiden gaben einfach kein Lebenszeichen mehr von sich.
Er stupste sie an, um zu sehen, ob sie reagierten, aber vergebens. Sie lagen immer noch auf dem Boden, ohne irgendetwas zu machen.
Ryoma und Oto, die mittlerweile ein Stückchen weiter gelaufen waren, hielten an und drehten sich um. Fragend sahen sie Jumon an.
„NEIN!“, schrie Jumon auf. „Die beiden sind bewusstlos!“
Als Oto das hörte, rannte sie gleich zurück und legte Ginta und Sayoko nebeneinander. Sofort überprüfte sie Puls und Atmung.
Verwundert sah sie sich um und stotterte: „Ihre... Ihre... Ihre Herzen schlagen nicht, aber sie atmen noch. Das ist normalerweise unmöglich!“
Ohne weitere Gedanken zu verschwenden, begann sie mit der Reanimation. Weinend beugte sie sich über die Brust von Ginta und versuchte gleichzeitig, sich um Sayoko zu kümmern.
Ryoma stand nun auch neben ihr und wusste nicht, was zu tun war. Ebenso wie Jumon sah er erschrocken zu.
„Jetzt helft mir doch auch!“, brüllte Oto und wandte sich zu Sayoko.
Jumon begriff, was er zu tun hatte, kniete sich zu Ginta runter und tat das Gleiche wie Oto. Aber er hatte keine Ahnung von lebensrettenden Notmaßnahmen und konnte sich nur darauf verlassen, dass er alles richtig machte. Doch da sich Ginta immer noch nicht regte, war er sich fast sicher, dass er irgendetwas falsch gemacht hatte, obwohl es bei Oto und Sayoko auch nicht gerade besser aussah.
Oto versuchte es noch einige Male, bis sie dann doch aufgab. Verzweifelt blickte sie mit einem von Tränen überströmten Gesicht die reglosen Körper ihrer zwei Freunde an.
„Los, bringen wir sie in die nächste Stadt! Da muss es einen Arzt geben!“, meinte Ryoma und nahm Ginta Huckepack.
„D... D... D... Das ist eine gute Idee...“, antwortete Oto und versuchte Sayoko zu tragen.
Jumon half ihr dabei, also war Sayoko für sie nicht allzu schwer. Myu, die schon längst aus Gintas Tasche raus gesprungen war, rannte neben Ryoma her und hatte immer ein Auge darauf, dass er Ginta nichts antat.
Alle drei rannten so schnell es ging weiter den Weg entlang, um endlich der Stadt näher zu kommen. Nach ungefähr fünfzehn Minuten erreichten sie schon den Eingang der relativ kleinen Stadt. Auf einem Schild stand geschrieben: ‚Langoria Ite’.
Ryoma sprintete eine Straße entlang, um einen Arzt zu finden und stieß dabei einige Passanten beiseite. Das Einzige, was er vorfand, war eine Herberge, in die er gleich reinstürmte. Hektisch stand er an der Rezeption und erklärte die Situation. Die Frau, die dort gerade am arbeiten war, gab ihnen sofort einen Schlüssel und schickte jemanden los, um einen Arzt zu benachrichtigen. Oto und Jumon kamen einige Momente danach ebenfalls an und Ryoma trug Sayoko die Treppen hinauf und legte sie in ein zweites Bett, das neben dem stand, in dem Ginta lag.
Oto packte sofort ihre Medikamente und Instrumente raus und untersuchte die zwei erneut.
Wieder stellte sie fest, dass die zwei zwar atmeten, aber ihre Herzen nicht schlugen.
„Wie... Wie kann das nur sein? Medizinisch betrachtet ist das unmöglich!“, beklagte sie sich und bekam nichts zur Antwort.
Es herrschte wieder diese komische, beunruhigende Stille. Jumon blätterte in einem seiner Bücher, um vielleicht etwas herauszufinden, doch auch er fand nichts.
Niedergeschlagen warf er das Buch in eine Ecke und setzte sich auf einen Stuhl. Bedrückt blickte er zu Boden und im nächsten Moment wurde auch schon die Tür von einem Arzt aufgerissen.
WIhr braucht mir nichts sagen, die zwei da auf dem Bett, stimmt’s?“ Hektisch packte er einige Geräte und Instrumente aus seiner großen Tasche und untersuchte die zwei ‚Patienten’.
„Es ist zwecklos...“, seufzte Oto. „Ich habe die zwei schon untersucht, sie atmen zwar, aber ihre Herzen schlagen nicht...“
„Sie kennen sich anscheinend aus“, antwortete ihr der Arzt.
„Ich bin Krankenschwester, gerade auf dem Weg in das Med-Dorf, um dort meine Ausbildung zur Ärztin zu beginnen...“
„Ah, dann wünsche ich Ihnen mal viel Glück.“ Als er das sagte, lächelte er sie an und sprach weiter: „Zurück zu unseren Fällen hier.“
Er überlegte eine Weile und schlussfolgerte dann: „Ich denke, das ist eine Reaktion von eingeklemmten Nerven. Eine komische Bewegung... ein Sturz oder ein Aufprall, ein ziemlich Plötzlicher, könnten der Grund dieses Übels sein, stimmt das?“
Oto nickte.
"Das Beste wäre, wenn sie versuchen würden, eine Herzmassage zu geben. Es wäre nicht schlecht, wenn sie das am ganzen Oberkörper durchführen würden. Das war es dann leider auch schon... Es tut mir Leid...“
„Ich denke, ab hier komme ich allein zurecht, Sie können wieder gehen...“, erklärte Oto und führte den Arzt zur Tür.
Als sie zurückkam, krempelte sie ihre Ärmel hoch und setzte sich auf Ginta. Sie zog ihm sein Oberteil aus und fing an, seine Brust zu massieren. Immer wieder kullerten einzelne Tränen über ihr Gesicht.
„Ryoma, du machst das Gleiche bei... NEIN! Jumon, du machst bitte das Gleiche bei Sayoko wie ich gerade bei Ginta, ok?“
Entsetzt sah er sie an, und tat, was ihm befohlen wurde. Er zog ihr mit zitternder Hand das Oberteil aus und versuchte ihre Brust zu massieren. Dabei stellte er sich total unsicher an. Sein Kopf sah aus wie eine leuchtende Tomate.
Ryoma setzte sich an den Tisch, der im Zimmer stand und bereitete für alle etwas zu essen vor.
Als er damit fertig war, aßen Oto und Jumon schnell etwas und setzten ihre Arbeit fort. Nach einigen Stunden voller Herz- und Körpermassagen vielen beide erschöpft von den Betten. Ihre Hände waren taub, und sie fühlten nur noch einen ziehenden Schmerz im Arm.
Es brachte einfach nichts. Die ganze Massage brachte nicht mal ein Zucken eines Muskels bei Ginta und Sayoko.
Immer noch reglos lagen sie auf den Betten.
Weitere Stunden vergingen, in denen Oto, Ryoma und Jumon nichts machen konnten, außer warten und darauf hoffen, dass die zwei aufwachen würden.
Es wurde langsam Nacht, und Oto wich Ginta nicht von der Seite. Sie saß auf einem Stuhl und lehnte sich über seinen Körper. Myu lag neben Gintas Kopf und spielte ab und zu mit seinen Haaren.
Sayoko wurde von Jumon, der nun neben ihrem Bett lag, zugedeckt und Ryoma schlief auf dem Stuhl ein.
Es war alles so still. Wenn man genau hinhörte, konnte man das sanfte Atmen hören.
Diese schöne, ruhige, sanfte Szene wollte man nicht unterbrechen. Sie sahen so friedlich aus, wie sie schliefen und träumten.
Wer aus dem Fenster sah, konnte die vielen tausend Sterne am Firmament sehen, die alle glitzerten. Keine einzige Wolke war am Himmel, genauso wenig wie der Mond, der in dieser Nacht wie verschwunden war.
Jemand setzte sich auf und hätte dabei fast Myu vom Bett gestoßen, wenn diese Person dies nicht früh genug gemerkt hätte.
„Aua... Das war vielleicht ein Traum...“, flüsterte diese Person.
„Das war kein Traum, Ginta...“, antwortete ihm eine andere, weibliche Stimme.
In diesem Moment realisierte Ginta, dass Oto in seinem Schoß lag, er kein Oberteil anhatte und sie in einem Zimmer waren. Er errötete bei dem Gedanken, nichts anzuhaben und dass Oto an seiner Seite schlief.
Schnell zog er die Decke über seinen Körper und legte Oto vorsichtig von seinen Beinen runter.
„Was... Was war das?“
„Wir sind wohl in der Zeit gereist...“, stellte Sayoko fest und drehte sich zu ihm.
„Wie lange bist du schon wach?“
„Lang genug, um mitzubekommen, was passiert ist...“
„Kannst du auch mal nicht in Rätseln sprechen?!“, erwiderte er genervt.
„Kannst du mal aufhören, so dumm zu fragen?!“, erwiderte sie kalt.
„Es tut mir ja Leid...“ Er wurde immer lauter.
„Psst!!!“, machte Sayoko und setzte sich ebenfalls auf.
„Ich weiß auch nicht so recht, was das war...“, meinte sie leise. „Aber ich weiß, dass es real war! Wir zwei haben da etwas erlebt, was kein Mensch vor uns erlebt hat. Ich hoffe, das ist dir bewusst...“
Ginta nickte und stand auf und zog Oto ins Bett.
„Schau dir mal an, wie fertig die aussehen...“, erkannte Ginta und legte Jumon in das Bett von Sayoko, nachdem sie aufgestanden war.
„Ich füüüüühl mich suuupiii!“, sagte sie und streckte sich.
Als Ginta das sah, drehte er sich sofort um.
„Bin ich so hässlich?!“, erkundigte sie sich.
„Nein...“, antwortete er. „Aber du trägst keinen BH!!!“
Überrascht sah sie an sich runter und erkennte das, was Ginta schon vor ihr bemerkt hatte.
„Hast du etwa Angst vor Brüsten?“, fragte sie fies grinsend und ging auf Ginta zu.
„N... N... Nein, das ist es nicht!“, stotterte er erschrocken. „I... I... Ich mein n... n... nur, dass ich s... s... so etwas noch nie zuvor gesehen habe!“
Sayoko grinste noch fieser, als ihr dieser Schwachpunkt von Ginta bewusst wurde. Langsam ging sie auf ihn zu und packte ihn an der Schulter, als wolle sie ihn zu sich herziehen. Doch im nächsten Moment ließ sie wieder von ihm ab und zog sich an.
Ginta traute sich immer noch nicht, sich umzuschauen und starrte stattdessen aus dem Fenster.
„Wir sollten die drei hier schlafen lassen, ich denke, wir zwei haben genug Schlaf hinter uns, stimmt’s?“, erklärte sie voller Überzeugung und verließ das Zimmer.
Ginta folgte ihr sofort.
„Ja, da hast du wohl Recht... Ich will nicht wissen, was die drei heute alles geschafft haben...“
„Weißt du, Ginta, ich glaube, wir sollten keinem von unserem Erlebnis erzählen...“
„Wieso das?“
„Wieso denkst du, dass nur wir zwei dies erlebt haben? Und nicht zum Beispiel du und Oto oder Ryoma oder Jumon?“
„Weil... Ich weiß es nicht!“
„Siehst du, weil wir es noch nicht wissen, wäre es doch besser, erst zu erfahren wieso WIR das erlebt haben, stimmt’s?“
„Hmm... Ich denke mal, das wäre wirklich gut...“
„Außerdem, Ginta...“, fuhr sie fort.
„Ja?“
„Du hast einen echt heißen Körper. Glückliches Mädchen, das dich mal haben wird.“
Gemein grinsend lief sie weiter durch die Straßen der Stadt. Ginta wurde wieder rot und bemerkte, dass er ohne Jacke nach draußen gegangen war.
„D... D... D... Danke...“
Beide liefen noch ein Stückchen weiter.
„Langoria Ite... Eine schöne Stadt, nicht wahr?“
Ginta nickte nur und folgte ihr.
„Die nächste Stadt, die wir durchqueren müssen ist Prûo, stimmt’s? Das...“ Sayoko verstummte.
„Das was?“, fragte er nach.
„Schon gut. Es tut mir Leid, aber ich denke, dass ich euch dort verlassen muss. Es war schön mit euch zu reisen, aber... Ich habe wichtige Geschäfte zu erledigen.“
Ginta stellte sich vor Sayoko hin und umarmte sie einmal.
„Danke, dass du mit uns gereist bist. Ich werde unser Erlebnis nie vergessen, versprochen. Ich denke, das verbindet uns zwei...“
Er ließ von ihr los und lächelte sie an. Ginta kam aus dem Rotwerden gar nicht mehr heraus. Selbst ein kleines Grinsen konnte er auf Sayokos Gesicht zaubern.
Am nächsten Morgen kamen Ginta und Sayoko von ihrem Spaziergang zurück und wurden herzlich von ihren Freunden erwartet. Oto hatte wieder Tränen in den Augen und umarmte Ginta kräftig.
„Ihr lebt wieder!!!“, stießen die drei erleichtert aus.
„Waren wir jemals tot? Ginta und ich haben doch eine Nachricht hinterlassen, bevor wir diesen Spaziergang gemacht haben“, wandte Sayoko genervt ein.
„Wir... haben nur geschlafen...“, meinte Ginta und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
„Ja, die Nachricht haben wir auch gelesen....", meinte Jumon.
Es wurde kein Wort über das Geschehene gesprochen und alle machten sich bereit, um nach Prûo aufzubrechen.
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 28 - Sayokos Blut
- Spoiler:
- Prûo, eine sehr große und edle Stadt, wurde nun von unseren Freunden betreten. Der Weg von Langoria Ite bis hierher war wirklich nicht lang gewesen. Es war vielleicht ein halber Tagesmarsch. Diese Stadt war wirklich sehr edel. Nein, richtig, richtig edel. Man sah keine normalen Häuser, sondern überall nur riesige Gebäudekomplexe und Villen. Sofort erkannte man die Sterne in den Augen von Oto.
„AHHH! Das ist ja mal eine schöne Stadt!“, schrie sie begeistert auf, nachdem sie durch das Eingangstor gegangen war.
„Das ist wirklich beeindruckend“, meinte Jumon.
„Ich hasse diese Stadt...“, murmelte Sayoko und schritt schnell voran.
„Warte doch, Sayoko!“, rief ihr Ginta hinterher, doch sie war schon in der nächsten Nebenstraße verschwunden.
„Dann stellen wir mal die Stadt auf den Kopf...“, schlug Ryoma vor und grinste die anderen an.
Das Wetter war schön. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Myu lief an Gintas Seite. Alle fragten sich, was sie wohl tun sollten. Das wichtigste war doch, Sayoko zu suchen, die sich in dieser Stadt anscheinend sehr gut auskannte.
So machten sie sich auf die Suche nach ihr.
Jede Villa sah zwar anders aus, aber dennoch verloren unsere Freunde nicht das Gefühl, im Kreis zu laufen. Es war ja auch wirklich schwer, sich in dieser großen Stadt zurechtzufinden. Selbst Passanten konnten sie nicht fragen, weil diese zu sehr beschäftigt waren.
„Was ist denn das für eine komische Stadt. Keiner hilft uns...“, beklagte sich Oto.
‚Ich kann mir gut ausmalen, warum Sayoko diese Stadt hasst... Aber was hat das mit ihren Erledigungen zu tun? Es schien nicht so, als hätte sie etwas dabei, dass sie ausliefern müsste. Ob sie was abholt? Aber für wen?’, dachte sich Ginta.
„Es wäre wirklich besser, wenn wir Sayoko finden, oder?“, wiederholte Jumon während er eine Villa betrachtete.
„Uns bleibt nichts anderes übrig“, seufzte Oto.
Es verging einige Zeit. Sie gingen durch die Straßen der Stadt, schauten in jede Gasse, sahen sich jeden Laden an, aber sie fanden Sayoko nicht. Ginta entschloss sich doch dazu, in einer kleinen Bäckerei nachzufragen.
„Entschuldigen Sie...“, fing er an und als er merkte, dass die Verkäuferin ihm Aufmerksamkeit schenkte, sprach er weiter. „Haben Sie eine junge Frau gesehen? Lange pinke Haare, trägt einen schwarzen Mantel. Ihr Name ist Sayoko...“
Die Verkäuferin schreckte auf.
„S... S... Sayoko? Ja, sie war vorhin hier und hat sich ein Stück Brot gekauft. Wieso? Was wollt ihr von ihr?“
„Sie gehört zu unserer Gruppe“, antwortete Ginta. „Wo ist sie hin?“
Ginta wollte sich nicht nur in der Stadt auskennen, sonst hätte er ja diese Verkäuferin nach dem Weg gefragt, nein, er machte sich Sorgen um Sayoko. Diese Frau steckte für ihn voller Rätsel und Geheimnisse. Ihr komisches Verhalten zerbrach ihm schon manchmal den Kopf.
„Sie meinte, sie wolle jemanden besuchen gehen. Dabei verzog sie ihr Gesicht. Ich denke mal, sie ist zum Friedhof...“
„Wo ist der?“, fragte Ginta weiter.
„Sie folgen einfach diese Straße nach Norden. Wenn Sie am Ende der Straße angelangt sind, dann nehmen Sie den Weg nach links und nehmen die zweite Abbiegung rechts, ok?“
„Vielen Dank für Ihre Hilfe“, bedankten sich alle und verschwanden aus dem Laden.
Bald waren sie am Friedhof angekommen und sahen sich um. Sie fanden Sayoko nicht. Was allen sofort ins Auge fiel, war ein kleines Grab, das gar nicht geschmückt und auch ziemlich dreckig aussah. Im Gegensatz zu den anderen prachtvoll verzierten Gräbern fiel dieses wirklich auf.
Sie liefen zu diesem Grab hin und sahen es sich an. Es lag eine einzelne Blume auf der ausgetrockneten Erde. Auf dem kleinen Grabstein stand eine Inschrift.
„Sakura Fusai...“, las Jumon vor. “Gestorben ist sie heute genau vor zwanzig Jahren.“
Ginta kam ein Geistesblitz.
‚Sakura Fusai... Fusai... Sayoko heißt doch so! Das... Ist das ihre Mutter? Von der Lebenszeit her würde das perfekt passen. Also ist sie hier, um über den Tod ihrer Mutter vor genau zwanzig Jahren zu trauern. Das muss es sein. Aber wieso wollte sie das alleine?’, dachte er sich und wurde schnell unterbrochen.
„Wer ist das?“, fragte Jumon nach.
„Genau deswegen...“, seufzte Ginta. „Ich erkläre es euch: Das ist Sayokos Mutter. Sayoko wollte anscheinend ihr Grab alleine besuchen kommen.“
„Aber wieso? Wir hätten sie doch dabei nicht gestört“, erwiderte Ryoma.
„Weil wir sie dann mit Fragen gelöchert hätten. Sie würde das nicht wollen. Stellt euch vor, eure Eltern wären tot. Die Erinnerungen, das Geschehene, alles das ist schwer zu verarbeiten. Ich denke, Sayoko hat das noch lange nicht verarbeitet...“
„Das klingt plausibel“, unterstützte Jumon Ginta. „Machen wir uns wieder auf den Weg? Dieser Friedhof stimmt mich traurig...“
Alle seufzten.
Zum wiederholten Male machten sie sich auf den Weg, Sayoko zu finden, was in dieser großen Stadt wirklich nicht einfach war. Nach einer weiteren Stunde des Umherirrens legten sie eine Pause ein und aßen etwas in einem Park. Dieser Park war, genauso wie die Stadt, ziemlich groß und es wimmelte nur so von Grün. Viele Bäume, Büsche, Sträucher und Wiesen schmückten diesen.
Total genervt suchten sie dann weiter. Es schien wirklich, als wäre Sayoko komplett verschwunden. Selbst zum Eingangstor gingen sie zurück, um zu sehen, ob Sayoko dort wartete.
Aber vergebens, sie fanden Sayoko einfach nicht.
Zweifel machten sich in der Gruppe breit. Ginta machte sich darüber erst keine Gedanken. Ihn interessierte es zu sehr, wo Sayoko nun steckte und was sie gerade machte.
„Jetzt kommt schon! Es geht um Sayoko“, munterte er alle auf.
„Ach wirklich? Eigentlich wollen wir doch wieder so schnell es geht aus dieser Stadt verschwinden!“, brummte Ryoma.
„Diese Villen kotzen mich langsam an“, nuschelte Oto.
„Ich will nicht meeeeehr“, beschwerte sich Jumon, der wie gewohnt in einem Buch las.
„Jetzt hört doch endlich auf!!!“, brüllte Ginta, der langsam wütend wurde. „Wenn ihr nicht wollt, dann geht zum Eingangstor zurück!“
„Aber...“, wandte Oto ein.
„Was aber?“, fragte Ginta genervt.
„Ich könnte schwören, dass ich gerade Sayoko in diese Straße einbiegen gesehen habe!“ Sie zeigte mit ihrem Finger auf eine Nebenstraße.
„Worauf wartet ihr?“ Ginta rannte los und die anderen hatten es schwer, mit ihm mit zu halten.
Er sah sie. Er sah, wie Sayoko auf ein Grundstück ging und diese riesige Villa betrat.
Die anderen holten ihn endlich ein und sie blieben vor dem großen Zaun stehen.
„Da... Da ist sie rein gegangen...“, erklärte Ginta.
„Das Beste ist, wir warten hier“, schlug Jumon vor. „Wer weiß, wer hier lebt...“
„Goyoko Fusai“, las Ryoma von einem goldenen Schild ab.
„Schon wieder dieser Name...“, erkannte Ginta. „Ist... Ist das ihre Familie?“
„Ich denke, es ist ihr Vater. Wenn ihre Mutter doch schon tot ist...“, erläuterte Jumon, der sein Buch wieder eingepackt hatte.
In diesem Moment kletterte Myu auf den hohen Zaun und sprang auf das Grundstück.
„Myu! Komm zurück!“, befahl ihr Ginta, doch sie hörte nicht.
Ginta seufzte wiederholt und meinte: „Uns bleibt nichts anderes übrig, als das Grundstück zu betreten, jetzt, da Myu ja auch schon auf dem Grundstück ist...“
„Was für ein Glück!“, freute sich Oto und klingelte.
Nachdem nichts geschah, klingelte sie wieder, doch niemand öffnete ihnen das Tor.
„Was für ein Zufall“, bemerkte Ryoma und kletterte ebenfalls über den Zaun. Als er auf dem Grundstück war, öffnete er von innen das große Tor.
„Danke, Ryoma“, bedankte sich Oto und gab ihn einen kleinen Kuss auf die Wange, woraufhin er fast in die Luft sprang, so sehr freute er sich.
Alle schlichen sich an ein Fenster und lugten hinein.
Was sie sahen, war ein riesiger Saal, der mit viel Gold und Marmor und etlichem anderem verziert war. Am einen Ende war eine Art Thron, auf dem ein dicker Mann saß. In der Mitte des Raumes stand Sayoko.
Durch einen kleinen Spalt im Fenster konnten unsere Freunde hören, was die zwei sich zu sagen hatten.
„Du bist also wieder zurückgekehrt, Sayoko...“, fing ihr Vater an.
„Ich bin nur wieder da, um es endlich zu klären! Heute vor genau zwanzig Jahren ist Mutter gestorben, nein, sie wurde umgebracht! Und ich weiß genau, dass du es warst!“
Ihr Vater, der viel Schmuck an sich trug, lachte finster.
„DU willst behaupten, ich hätte Sakura getötet? Ausgerechnet du, die doch so ängstlich von zu Hause weggerannt ist? Deine Mutter ist gestorben, weil du sie gehasst hast...“
„Das habe ich gar nicht!!!“ Sayoko brüllte ziemlich laut. „Du hast sie umgebracht! Sie war dir zu gutmütig, sie wusste, welche Machenschaften du betreibst! Diesen Abend werde ich nie vergessen! Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, weil du und Mutter gestritten habt. Ich habe alles mitbekommen... du hast sie dann kaltblütig ermordet...“
„Halt dein freches Mundwerk! Ich habe absolut nichts getan!!!“ Er stand auf und sein stämmiger Körper schwabbelte nur so vor Fett.
„Gib es doch endlich zu! Was bist du für ein feiges Monster, das noch nicht mal zugeben kann, was es getan hat!?! Ich werde dich für den Mord an Mutter immer hassen! Ich lehne dich als meinen Vater ab... Du...“ Sie ballte ihre Faust und knirschte mit den Zähnen.
Man spürte ihre Wut. Es lag förmlich in der Luft. Gespannt hörten Ginta und die anderen zu.
„Hast du ein Glück, dass du es noch niemanden erzählt hast...“, lachte er überlegen. „Sonst hätte ich dich schon früher um die Ecke gebracht!“
„Du bist ein gieriges, widerwärtiges Monster! Wie viele mussten schon wegen deiner Gier nach Macht und Geld sterben!? Und du kannst noch nicht mal erahnen, was ich in den zwanzig Jahren alles durch gemacht habe! Ich habe auf der Straße gelebt und musste mich von halb verfaultem Brot ernähren! Es gibt Menschen, die wirklich gelitten haben... Was hast du die Jahre getrieben? Du hast hier in deiner Villa gesessen und dein Leben gelebt, als ob nichts geschehen wäre! Hoffentlich hast du deine Macht und deinen Luxus genossen!!!“
Er starrte sie an und fing plötzlich an lauthals zu lachen. „Was!? Du hast doch auch in Luxus gelebt und dich keinen Pfifferling um andere geschert! Du hast es geliebt, mit Sakura stundenlang zu spielen. Du kannst mir nicht ehrlich weiß machen, dass du diesen Luxus nicht vermisst! Aber wie... Sag mir, wie willst du das ändern? Denkst du, deine kleine süße Ansprache kann mich aufhalten?“
Er spielte an seiner Kette, schritt die paar Stufen hinab und lehnte sich gespannt an eine Löwenstatue.
„Das wirst du früh genug mitbekommen... Monster...“ Ihre Stimme wurde leiser.
In diesem Moment drückte ihr Vater einen versteckten Schalter an der Statue und ein Gitter fuhr vor ihm hoch. Danach setzte er sich wieder auf seinen Thron und drückte dort gemütlich einen weiteren Schalter.
In diesem Moment öffneten sich alle Türen zu diesem Raum und eine Menge schwarz gekleideter Männer und Frauen kamen herein gestürmt.
Ginta fuhr hoch. Waren das etwa...?
Ja, es waren Shal! Diese Kleidung war unverkennbar!
„Sie wird doch nicht etwa...“, flüsterte Jumon.
„Doch, sie wird! Und wir helfen ihr!“, antwortete Ginta voller Überzeugung und flüsterte weiter. „Hier ist mein Plan...“
„Du wirst doch jetzt nicht echt die hier alle auf mich hetzen?“, fragte Sayoko.
Ihr Vater fing wieder an so komisch zu lachen: „Ja, natürlich! Was denkst du denn? Wofür habe ich denn meine Untergebenen?“
„Wie dumm kann man sein!? Du hast dich doch nicht wirklich mit Shal eingelassen?“
„Eingelassen? Ich handle mit ihnen, mehr ist das nicht! Ich gebe Geld und von ihnen bekomme ich nun mal besondere Leistungen zurück... Das ist das Gesetz von Geben und Nehmen...“
„Geben und Nehmen!? So nennst du das also...“ Sayoko schaute zu Boden und bewegte ihre Hand unter ihren Mantel.
„Ich wünsche dir viel Spaß... Einen schönen Tod... Und grüß deine Mutter von mir...“ Ihr Vater nippte genüsslich an einem Glas Wein, das er sich neben sich stehen hatte.
Es waren mindestens fünfzig Shal in diesem Raum und umzingelten Sayoko. Diese nahm gerade einen Dolch hervor, dessen Klinge schwarz war. Nur der Rand war golden. Um ihre Hand, in der sie den Dolch hielt, bildete sich etwas Schwarzes. Es sah so aus, als wäre es etwas Schattenartiges, das sich nun auch um die Klinge herum schlang. Komischerweise wurde dieses schwarze Zeug immer mehr und bildete eine große Klinge.
Nun war es kein einfacher Dolch mehr, nein, es sah aus, als hätte Sayoko ein Schwert in der Hand.
„Lasst uns beginnen...“, sprach sie, lüstern nach Rache.
Man hörte plötzlich ein lautes Klirren und Fensterscheiben zerbrachen. Zwei Fenster oben und zwei Fenster unten wurden zerstört.
„Du willst doch den ganzen Spaß nicht alleine haben?“, hörte man eine männliche Stimme sagen.
„Ich hätte gedacht, wir sind Freunde“, ertönte eine weibliche Stimme.
„Wir helfen dir, Sayoko“, sprach eine dritte Stimme.
Sayoko blickte um sich. Oben sah sie Ryoma und Ginta, die auf dem Fensterbrett standen. Unten warteten Jumon und Oto.
„Was... macht ihr hier?“, wunderte sie sich.
„Ach, Sayoko“, fing Ginta an. „Du hättest ruhig etwas sagen können! Ein familiärer Kaffeeklatsch hätte uns nichts ausgemacht!“
Alle fingen an zu lachen.
Dann begann er, der Kampf...
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 29 - Sayokos Blut II
- Spoiler:
- Da standen sie nun. Zusammen mit Sayoko in der Mitte eines riesigen Saales, umgeben von lauter Shal. Sayoko fasste es immer noch nicht, dass die anderen sie gefunden hatten und ihr sogar halfen. Sie war doch bisher so kalt zu ihnen gewesen. Sie versuchte ja keine Freundschaften einzugehen. Aber trotzdem war das passiert. Wieso nur? Ein komisches Gefühl machte sich in ihr breit. Es fühlte sich warm an und als ob tausende Dinge in ihr rumkrabbeln würden. War es etwa Liebe?
Nein, das konnte nicht sein.
Sie schaute sich um. Sie sah in die Gesichter von Ginta, Oto, Ryoma und Jumon. Wieder durchfuhr sie dieses Gefühl.
Einerseits hatte sie Angst, aber diese verflog schnell. Andererseits wollte sie dieses Gefühl nie wieder verlieren. Es fühlte sich für sie so unbeschreiblich toll an.
„Danke...“, nuschelte sie.
„Lasst uns beginnen!“, rief Ryoma und strecke seinen Arm provokant nach oben.
Es begann.
Gleich zu Anfang stürmten einige Shal auf Ryoma und Ginta zu und attackierten sie mit Schwertern und Schlagstöcken. Für Ryoma war es wirklich nicht schwer, gegen fünf solche Schwertkämpfer gleichzeitig anzutreten. Seine Bewegungen und die des Schwertes waren eins. Sie bildeten sozusagen eine Einheit.
Ginta bekämpfte andere mit seinem Stab.
Oto blieb in der Mitte und unterstützte alle, so gut es nur ging. Sie warf ein paar Wurfmesser und erledigte einige Shal.
Jumon beschwörte wieder einen seiner Geister, der für ihn kämpfte. Dieser war sehr wendig. Er hatte lange Arme und noch längere Beine. Seine Krallen bohrten sich in viele Körper.
Sayoko war immer noch so fasziniert davon, wie sehr sich diese vier Personen für sie einsetzten. Sie hob ebenfalls ihr Schwert und stürzte sich in das Getümmel.
Besonderst sie bekam viel Unterstützung von Oto. Für einen Moment vergas sie den ganzen Schmerz, den sie durch ihren Vater ertragen hatte. Sie fühlte sich frei. Frei wie der Wind.
Der Kampf ging weiter. Ginta attackierte nun auch mit Windstößen und schleuderte so mehrere Shal gleichzeitig zurück. Der ganze Kampfablauf veränderte sich. Dieser magische Angriff von Ginta machte die Magier der Shal auf ihn aufmerksam. Ginta kletterte wieder auf eine der Fensterbänke und attackierte weiter mit seinen Wind-Attacken. Jumon kämpfte an der Seite des Geistes und Ryoma kümmerte sich nun nur noch um die Nahkämpfer. Kleine Wunden, die alle davon trugen, heilte Oto schnell und so ging der Kampf weiter.
Sayoko tanzte fast durch die Menge der Shal und erledigte einen nach dem anderen.
Die Magier unter den Shal begannen nun Zauber wie Pecubir, eine Art Erdbeben, oder Sorka, eine Donnerklinge, aufzusagen und schwächten die fünf enorm. Ginta und Oto wehrten aber die meisten dieser Attacken mit den entsprechenden Winden oder Wassertürmen ab.
Als ungefähr die Hälfte der Shal auf dem Boden lag, stürmten wieder genauso viele Shal von den Eingängen in den Saal herein.
Ab und zu konnte man ein Lachen von Sayokos Vater, Goyoko, hören. Das spornte Sayoko nur noch mehr an.
Jeder unserer Freunde konnte spüren, welche geballte Kraft sie entwickelte.
Der Kampf hörte nicht auf. Glücklicherweise stoppte der ‚Nachschub’ der Shal.
„Gib dich geschlagen, Sayoko“, sprach ihr Vater. „Du wirst den Tod deiner Mutter niemals rächen! Niemals, hast du verstanden!?“
Er fing wieder an, so verrückt zu lachen und nippte an seinem Wein.
Sayoko blieb stehen. Um ihr herum lag ein Haufen von reglosen Körpern. Sie entwickelte eine immense Aura, die für jeden spürbar wurde.
Die Konzentration aller lag nicht mehr auf dem Kampf, nein, sie blickten alle zu Sayoko. Langsam schritt sie dem Gitter entgegen.
„Wir glauben an dich!“, rief Ginta, der wieder dabei war, Magier auszuschalten.
„Du packst das schon!“, erwiderte Ryoma.
Dabei wussten alle gar nicht, was Sayoko nun vorhatte. Sie krallte sich mit ihren Händen an dem Gitter fest, das darauf hin anfing zu rütteln. Sie bewegte sich nicht großartig, weswegen dies ziemlich komisch aussah. Auf einmal zersprang das Gitter in tausend kleine Teile, die in alle Richtungen flogen.
Ihr langes Haar hing ihr über das Gesicht.
Sie ging weiter die Treppen hoch und stand vor ihrem Vater. Goyoko drückte wild alle Knöpfe seines Throns und versuchte sich auf irgendeine Art zu retten, was jedoch nicht klappte. Sayoko hob ihre Faust und schlug ihren Vater vom seinem Sitz, sodass er auf dem Boden lag.
Wiederholt hob sie ihre Hand und schleuderte nun eine schwarze Energiekugel auf ihn. Wie gelähmt lag er auf dem Boden.
Es herrschte Stille. Alle Shal waren nun von Ginta, Ryoma, Oto und Jumon komplett besiegt worden. Gespannt sahen sie dem Geschehnis zu.
„Böse Seele, wandelst du durch dunkle Pfade?“, sprach Sayoko. „Böse Seele, finde deine Ruh’!“
Sie schlenderte zu ihrem Vater hin, kniete sich neben ihn und zog ihren Dolch aus der Halterung unter ihrem Mantel. „Böse Seele, finde deine Ruh’!“
Tränen der Trauer und auch der Erleichterung kullerten ihr Gesicht hinab. Ein paar davon tropften auf den Körper ihres Vaters.
Mit zitternder Hand rammte sie ihren Dolch in das Herz ihres Vaters.
Die Stille wollte sich nicht legen. Ryoma drückte die weinende Oto an seine Brust. Jumon sah nur zu. Ginta, der sein Amulett in seinen Händen hielt, spürte den Schmerz, den Sayoko durch machen musste. Er verstand sie nun. Er verstand, was sie fühlte, wie sie dachte. Alle vier standen nun beisammen, nachdem Ginta wieder heruntergeklettert war.
Sayoko lag weinend an ihrem Vater. Der durch das Blut beschmutzte Dolch lag in ihrer Hand.
„Mutter...“, flüsterte sie. „Mutter... Ich habe es geschafft. Vater ist nun tot. Er wird niemandem mehr etwas antun... Warum... Warum hast du mir nie geantwortet? Ich habe doch nur die Wahrsagerei gelernt, damit ich einmal mit dir reden kann... Ich... Ich vermisse dich, Mutter...“
„Ginta“, flüsterte Jumon zu Ginta gewandt. „Da... Da ist jemand bei Sayoko...“
„Du meinst... ein Geist?“
„Ja... Ein Geist... Soll ich ihr...?“
„Nein... Lass mich das machen...“
Ginta ging zu ihr und legte sich neben sie. Sayoko blickte ihm direkt in die Augen und brachte kein Wort heraus.
„Sie...“, fing Ginta an. „Sie ist bei dir, in diesem Moment...“
Sayoko machte große Augen.
„Du meinst...?“, fragte sie erwartungsvoll.
Ginta nickte. In diesem Moment drückte sie sich fest an seinen Körper, worauf er rot wie eine Tomate wurde.
„Danke, Ginta...“, nuschelte sie. „Danke für eure Hilfe...“
„Sayoko...“, sprach er weiter. „Würdest du uns die Ehre erweisen und weiter mit uns reisen? Es würde mich und vor allem auch die anderen sicherlich freuen.“ Ginta lächelte sie an.
„Ich werde gern weiter mit euch reisen.“
Beide setzten sich auf.
„Ginta... Uns verbindet etwas Besonderes. Du weißt, wir beide haben dieses eine ‚Abenteuer’ erlebt. Außerdem...“
Sie nahm seine Hand und stach ein kleines Loch mit ihrem Dolch in seinen Zeigefinger. Danach tat sie das Gleiche bei sich. Anschließend drückte sie beide Fingerspitzen aneinander.
„Außerdem haben wir nun eine Blutsfreundschaft.“
Beide sahen so glücklich aus und sie hätten sicherlich auch weiter gegrinst, hätten sie nicht Ryoma, Oto und Jumon unterbrochen.
„Sayoko ist nun ein offizielles Mitglied unserer Gruppe. Sie wird uns weiter mit begleiten“, verkündete Ginta stolz.
„JUHUUUU!“, rief Oto und umarmte Sayoko.
Ryoma und Jumon konnten auch nicht ablassen und ‚gruppenkuschelten’ Sayoko.
Alle beschäftigten sich den Rest des Tages mit der ‚Plünderung’ von Goyokos Besitztümern. Eigentlich schnappte sich Sayoko nur eine Umhängetasche, packte dort ein Foto ihrer Mutter hinein und ein paar andere Dinge wie Kleidung und Accessoires. Außerdem schnappte sie sich noch hunderttausend Kane (die Währung) und sorgte dafür, dass der Rest des Vermögens an Waisenhäuser und Straßenkinder gespendet wurde. Sie musste nur ein paar Papiere ausdrucken und zur Bank bringen. Sicherheitshalber versteckte sie weitere hunderttausend Kane in einer Schatulle im Grab ihrer Mutter, ohne dass es irgendeine Person mitbekam.
In der folgenden Nacht blieben sie noch in einem recht billigen Hotel und wollten sich dann am nächsten Morgen auf dem Weg nach Kisha City machen, in der auf sie der Zug wartete. Dieser würde sie dann recht schnell und bequem nach Mayima bringen.
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 30 – Die Vision gefangen von den Shal
- Spoiler:
- Nachdem Sayoko alles erledigt hatte, was sie in Prûo zu erledigen hatte, beschlossen alle, weiter zu reisen. Also machten sie sich alle bereit, aßen noch etwas und packten ihre Sachen.
Jumon schlug vor, die Nacht für diese Wanderung zu nutzen, sodass ein zu langer Aufenthalt in Kisha City nicht nötig wäre. Geschlafen hatten alle genug, also machten Ginta und seine Freunde sich abends auf den Weg von Prûo nach Kisha City. In dieser Stadt sollte sie eine Zugfahrt erwarten, die sie nach Mayima bringen sollte. Von dieser Stadt aus war es wirklich kein weiter Weg zum Med-Dorf. Alle fanden, dass es wirklich eine gute Idee war, nachts zu reisen. In dieser klaren Nacht konnte man so schön den Mond und die Sterne beobachten. Außerdem erhaschte man ab und zu einen Blick auf die leuchtenden Augen nachtaktiver Tiere. Ab und zu hörte man Eulen, auch mal das Rascheln einer Katze, die durch das Gebüsch rannte und auch von einem Wolf, der den Mond anheulte. Es war einfach eine tolle Nacht, in der man super reisen konnte.
Am nächsten Morgen, nach dieser langen Wanderung, kamen sie endlich vor den Toren Kisha Citys an. Schön verziert waren diese großen Tore nicht wirklich. Man erkannte das Relief eines Zuges, mehr eigentlich auch nicht. Als sie das Tor durchquerten, blickten sie erstmal die Häuser und vor allem auch die Hauptstraße Kisha Citys an. Es war wirklich eine schöne Stadt. Hier und da war ein kleiner Laden, in dem man interessante Dinge kaufen konnte. Aber nein, zum Shoppen waren unsere Freunde nicht hier her gereist. Sie wollten doch zum Bahnhof, um mit einem Zug nach Mayima zu fahren. Von dieser Stadt war es wirklich nicht mehr weit bis zum Med-Dorf, in dem Oto ja ihre Ausbildung als Ärztin anfangen wollte. Quer durch die Stadt liefen sie zum Bahnhof. Sie wollten die Hauptstraße nicht nehmen, da sie zum einen länger war und zum anderen wollten Oto und Jumon die riesigen Container und Lagerhallen, die auf dem Weg zu finden waren, sehen und betrachten.
An diesem Tag war es extrem windig. Genervt machten sich Sayoko und Oto Zöpfe, denn der Wind schlug die Haare zu oft ins Gesicht. Ryoma, der ja schon einen Zopf trug, störte das nicht sonderlich.
Es lag etwas in der Luft. Ginta trug schon die ganze Zeit so ein komisches Gefühl in sich rum. Nicht nur der Wind, der sich immer wieder drehte, als suche er nach etwas, nein, auch eine komische Spannung war zu spüren. Gintas Amulett, das er um den Hals trug, fing immer mal wieder an, ganz leicht zu vibrieren. Ginta machte sich darüber keinen großen Kopf, denn er nahm an, dass diese Aktivität des Amuletts von dem Wind ausging. Oder hatte es doch etwas mit diesem Gefühl zu tun? Ginta machte sich dann doch Gedanken über diese Stadt und über diesen Tag.
Bis auf Jumon und Oto, die sich über die zahlreichen Aufschriften der Container unterhielten, waren alle still.
Eine Zugfahrt erwartete die Helden. Ginta erinnerte sich an einen Ausflug mit seinen Eltern und Soijitonoma. Wieder einmal eine dieser Erinnerungen, bei der er sich nur vage an das Aussehen seiner Eltern erinnerte. Er hatte eigentlich gar keine Photos von seiner Mutter und seinem Vater. Nur ab und zu hatte er davon gehört, wie Soijitonoma von dem wunderschönen Äußeren seiner Mutter schwärmte.
Zurück zu seiner Erinnerung: Es war ein kühler Frühlingstag. Das Ziel dieser Reise war ein riesiger Naturschutzpark nordöstlich von Kueteika, in dem Ginta und seine Familie wilde Tiere beobachten und auch ein Picknick machen wollten. Mit dem Zug war dieser Ort mit einer zweistündigen Fahrt leicht zu erreichen. Damals war Ginta noch total fasziniert gewesen von dieser Zugfahrt, denn es war seine erste.
Voller Aufregung setzte er sich direkt ans Fenster und klebte mit der Nase förmlich an der Scheibe. Diese wunderschönen Landschaften, die er erblickte, diese Bilder in Gintas Kopf von den Feldern, den Wäldern, dem Kirschblütenberg, sie alle kamen wieder hoch. Ob ihm das alles während der bevorstehenden Zugfahrt wieder passierte? Er wusste es noch nicht.
Seufzend schritt er voran, dicht gefolgt von den anderen.
„Wartet mal“, forderte Jumon und blieb stehen. „Die Geister sind ziemlich unruhig. Was ist los?“
„Der Wind ist doch genauso unruhig“, erwiderte Ginta.
„Ja, das nervt ganz schön“, brummte Sayoko, die sich wieder die Haare aus dem Gesicht strich, die nicht im Zopf waren.
„Wir sollten vorsichtig sein“, schlug Jumon vor.
„Geht klar“, fügte Ginta hinzu. Als er alle ansah, nickten sie entschlossen.
So gingen sie alle weiter.
‚Was hat das hier zu bedeuten!?’, überlegte Ginta. ‚Der Wind spielt verrückt, die Geister anscheinend auch, ein komisches Gefühl lässt mich nicht mehr los... Was wird hier gespielt!? Wenn mich mein Gefühl nicht täuscht... Wie kann mich mein Gefühl täuschen!? Irgendetwas wird wohl noch passieren, da bin ich mir sicher!’
Schon bald erreichten sie letztendlich den Bahnhof. Es war ein großes Bahnhofsgebäude, hinter dem die Gleise lagen. Sie betraten das Gebäude und erblickten einen Zeitungsstand, einen Laden, in dem man noch etwas zu essen kaufen konnte und die Information.
Sayoko, die das Geld bei sich trug, ging zuerst in die Information, um die Tickets zu kaufen. Die anderen beschäftigten damit, das Gebäude genauestens von Innen aus zu betrachen.
„Guten Morgen“, war Sayokos Begrüßung, obwohl es ja schon fast Mittag war.
„Hallo“, entgegnete der Angestellte in einem gestressten Ton.
„Ich würde gerne eine Zugfahrt für fünf Personen und eine Katze buchen. Es geht nach Mayima.“
Der Angestellte blätterte in einem Buch und fing an: „Heute fährt ein Zug nach Mayima. Die Katze kann kostenlos mitfahren.“
Danach sprach der Angestellte noch von dem Preis und Sayoko bezahlte sofort.
Als sie jedoch mit den Tickets in der Hand zurück zur Gruppe kam, hörten alle plötzlich eine gigantische Explosion. Es war sogar so schlimm, dass der Boden leicht vibrierte.
„Das kommt von den Lagerhallen!“, rief Jumon, der mit den Geistern der Umgebung geredet hatte.
„Na dann, auf los geht’s los!“, lachte Ryoma und rannte los. „So was wollen wir uns doch nicht entgehen lassen!“
„Ich hab’s gewusst“, seufzte Ginta und massierte sich seine Schläfen. „Es musste ja kommen, mein Gefühl hat mich also wieder nicht im Stich gelassen.“
Nachdem er das laut ausgesprochen hatte, sahen ihn alle erst komisch an, machten sich dann aber doch auf den Weg.
Myu rannte neben Ginta her, denn das Schütteln der Tasche, während er rannte, tat ihr wohl nicht sonderlich gut.
Als alle ungefähr die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht hatten, wiederholte sich das Geräusch einer Explosion. Jetzt liefen Ginta und seine Freunde noch schneller.
Das Gebiet der Lagerhallen war umzäunt. An manchen Stellen waren große Löcher darin oder es fehlten ganze Abschnitte, durch die man leicht hätte durchsteigen können.
Je näher sie dem Ort des Geschehens kamen, desto mehr Leute des Militärs waren aufzutreffen.
„Was macht das Militär hier?“, wunderte sich Oto, die nun langsamer lief. „Sollten die nicht für etwas größere Einsätze bereit sein?“
Die anderen taten es ihr gleich und blieben dann stehen. Sayoko gab sich einen Ruck und sprach einen Soldaten, der in der Nähe stand, an und fragte nach, was denn los wäre.
„Eine Gruppe komisch gekleideter Leute stiehlt Sachen aus den Lagerhallen. Wenn ihr dort hinter schaut“, er zeigte mit dem Finger an eine recht weit entfernte Lagerhalle, „dann seht ihr einige dieser Leute, die gerade mit unseren Männern kämpfen. Der Anführer dieser Bande benutzt ziemlich komische Magie...“
„Danke für die Info“, verabschiedete sich Sayoko und wandte sich zu den anderen. Sie ging ein paar Schritte weiter, sodass keine der Militärs sie hätte hören können.
„Das sind Shal“, flüsterte sie.
„Was wollen die jetzt schon wieder!? Die können auch nie Ruhe geben“, sagte Ginta wütend.
„Dann mischen wir sie doch auf!“, meinte Ryoma und streckte seine geballte Faust in den Himmel.
Jumon und Oto grinsten nur. Danach kletterten alle über den ca. zwei Meter großen Zaun und liefen zu den Lagerhallen.
„HEY! Was macht ihr da!?“, brüllte der Soldat ihnen hinterher. Sayoko drehte sich im Rennen um und streckte ihm die Zunge raus.
Es tauchten immer mehr Shal auf, die die Gruppe nicht wirklich beachteten. Die Freunde schafften es, unbemerkt an einem Zentrum aus drei großen Lagerhallen anzukommen. Sie versteckten sich hinter den Hallen, denn davor spielte sich ja der Kampf zwischen den Militärs und den Shal ab. Wichtig war es jetzt, erstmal einen Plan zu finden, wie alle vorgehen sollten.
„Was ist unser Plan?“, leitete Oto ein.
„Wir teilen uns auf“, schlug Ginta vor. „Sayoko und Jumon nehmen sich diese Lagerhalle vor. Oto und Ryoma diese. Ich kümmere mich um diese in der Mitte. Wir erkundigen uns, was die Shal stehlen und vereiteln es so gut wie möglich, ok? Wie auch immer das geschehen soll, ihr lasst euch sicherlich was Gutes einfallen, stimmts?“
„Aber...“, versuchte Oto einzuwenden, bis sie von einem „Nichts aber!“ von Ginta unterbrochen wurde.
Dann machte er sich auf den Weg.
„Ich hoffe, er dreht nicht durch. Wir kennen seinen Hass gegenüber diesen Shal, nicht wahr?“, meinte Ryoma.
„Hoffentlich beherrscht er sich“, bemerkte Jumon.
„Hoffentlich passiert ihm nichts“, meinte Oto. Danach teilte sich auch der Rest der Gruppe auf.
Ginta schlich mittlerweile durch die riesige Lagerhalle, in der ziemlich viele riesige Container standen. Ab und zu gingen ein paar Shal durch die Halle, doch Ginta hatte Glück, versteckte sich immer und ließ sich nicht erwischen. Für ihn war es immer wieder ein kleiner Adrenalinschock. Er war alleine, was erwartete man denn sonst von ihm, vor allem mit seinen Gedanken. Dann kam wieder dieses komische Gefühl in ihm hoch und es leitete und führte ihn durch dieses Labyrinth der Lagerhalle.
Leise flüsterte eine unverständliche Stimme in Gintas Kopf. Überrascht darüber versuchte er genauer hinzuhören, doch es war nicht möglich, diese genau zu verstehen. Aber trotzdem wusste er, dass er jetzt etwas zu tun hatte.
Ginta kam zu einer Treppe. Langsam stieg er sie hinab und betrat einen Raum, der aus vielen gefängnisartigen Zellen bestand.
Plötzlich bekam er Kopfschmerzen, die Stimme wurde immer lauter, aber kein Shal oder weitere Personen waren in diesem Raum, wie er bemerkte, als er Zelle für Zelle einzeln betrachtete.
„Ginta“, flüsterte diese Stimme und er schritt zu einer gut verborgenen Zelle in einer Ecke des länglichen Raumes.
„Endlich bist du da“, sagte ein Mädchen mit langen blauen Haaren, die an den Gittern der Zelle stand und ihn erwartungsvoll anblickte. Tränen liefen ihr Gesicht hinab und sie grinste ihn dann an.
Ginta erwiderte erschrocken ihren Blick. Wer war sie?
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 31 – Die Macht des Lichts
- Spoiler:
- Ginta öffnete die Zelle, sodass das Mädchen nun endlich wieder frei war.
„Ich bin Shiana und du bist Ginta, nicht wahr?“, begrüßte sie ihn und gab ihm gleich eine kleine Umarmung.
„Ich... Ich habe so lange auf dich gewartet... Und endlich, endlich bist du da!“
Gintas Kopf wurde langsam immer röter und etwas schüchtern stotterte er: „W... W... Wer bist du?“
Das Mädchen mit den blauen Haaren seufzte.
„Wie gesagt, ich bin Shiana, Shiana Aroya! Du weißt doch, dass ich es war, die dich gerufen hat...“
„Du hast mich gerufen?“, fragte er etwas verwundert. „Lass mich raten, du... du bist dieses Mädchen aus meinen Träumen? Du warst also die geheimnisvolle Person, die mich gerufen hat?“
„Ja, das war ich“, sagte sie mit leiser Stimme.
‚Was ist sie für ein Mensch? Ich habe sie gerade erst kennengelernt, trotzdem kommt sie mir so bekannt vor. Mein Mal brennt wie verrückt und das Amulett vibriert so heftig, dass es mir fast ins Gesicht springt! Was passiert hier!?’, dachte sich Ginta. ‚All diese Anzeichen... Sie muss eine gute Person sein! Aber... ich...’
Ginta schloss für einen kurzen Moment die Augen, und als er sie wieder öffnete, befand er sich plötzlich in einem großen Saal.
„Wo bin ich hier?“, hallte es durch den riesigen Raum. Sein Echo wurde einige Male hin und her geworfen, dann verstummte es.
„Dieser Raum... Er... Er kommt mir so bekannt vor...“
„Du warst schon einmal hier...“, erklärte Shiana. „Mehrmals sogar. Weißt du, damals? Du warst gerade sieben Jahre alt und solltest im Rathaus auf deine Großmutter warten. Du wusstest nicht wo, also bist du umher gelaufen und hast dich verirrt. Keiner hat dir geholfen. Plötzlich befandest du dich in diesem Raum und bist sanft eingeschlafen. Soijitonoma fand dich dann in der Eingangshalle, schlafend.“
„Diese Geschichte... Woher weißt du das? Ich habe das total vergessen...“
„Ich habe so lange auf dich gewartet, ich weiß vieles über dich, Ginta“
„Du...“
Bevor Ginta noch etwas sagen konnte, fanden sich beide wieder in diesem kerkerartigen Gang wieder.
„Ich...“
„Es tut mir Leid, dass ich dich so verwirrt habe“, unterbrach ihn Shiana. „Weißt du, wir stehen uns näher als du denkst... Du brauchst dazu nichts sagen, ich spüre es.“
Ginta schluckte. Er spürte nun, wie wild sein Herz klopfte.
„Komm mit“, bat er sie. „Ich muss meinen Freunden helfen.“
So machte sich Ginta kurzerhand auf den Weg. Da die restlichen Zellen leer standen, brauchte er keine weiteren Gefangenen zu befreien, was auch besser so war.
Er war nun verwirrter denn je. Das Mädchen mit den langen blauen Haaren, das ihm still folgte, war der Anfang einer Gedankenwelle, die in ihm losging und nicht mehr stoppte. Sie wusste alles über ihn, doch wieso? Wieso war sie in seinen Träumen?
‚Wieso, wieso, wiesooo’, dachte er sich und blickte sie an.
Shiana grinste darauf nur und folgte ihm weiter, ohne ein Wort von sich zu geben.
Mittlerweile tobte draußen ein erbitter Kampf, zwischen dem Militär und den Shal. Oto, Ryoma, Jumon und Sayoko befanden sich in einer Menge von sich bekämpfenden Soldaten und Shal, deren Andrang kein Ende nahm. Doch plötzlich wurde die Menge der Shal immer mehr und es wurde zunehmend schwerer für unsere Freunde, gegen sie anzukommen.
Ryoma stürmte mit seinem Schwer quer durch die Menge und verletzte einen Shal nach dem anderen, die wie Dominosteine zu Boden fielen. Geschickt wich er den Angriffen anderer aus und benutzte sogar einen Soldaten als Sprungschanze. Mit einem doppelten Salto brachte er drei weitere Shal zu Boden und rannte wie ein geölter Blitz zurück zum Zentrum des Geschehens, um Oto zu schützen, die gerade dabei war, einige der Soldaten zu heilen.
Jumon setzte sich meditativ an ein ruhiges Eckchen des Geschehens und bat einen seiner Geisterfreunde zu Hilfe. Diesmal beschwörte er wieder einen Geist in Form eines großen Schneemannes, der sich sofort ins Getümmel stürzte. Sayoko benutzte ihren Dolch, um einige Shal außer Gefecht zu setzen und teilte dazu noch ein paar starke Tritte und Schläge aus.
Der Kampf schien aber immer noch kein Ende zu nehmen und es wurde immer brenzlicher für unsere Freunde.
Mitten im Gemetzel stieß Ginta mit seiner Begleitung zum Rest der Gruppe, die sich jetzt doch alle an einem Punkt versammelte.
Alle wunderten sich über das Mädchen, das Ginta hinterherlief. Er warnte Shiana zuvor schon, dass es einen Kampf geben würde, was ja auch der Fall war.
Er erklärte, während er anfing mitzukämpfen, wer dieses Mädchen war und wo er sie gefunden hatte. Nachdem sich alle bei ihr vorstellten, konzentrierten sie sich wieder auf den Kampf.
„Sayoko und ich haben eine komische Maschine entdeckt. Als dann Ryoma und Oto zu uns stießen, flogen wir auf, da Ryoma ja diese Maschine kaputt machen musste“, erklärte Jumon, während er Ryoma grimmig ansah.
„Unser Plan wäre ja so perfekt gewesen“, seufzte Sayoko, die wieder einen Shal zu Boden streckte.
„So ist das also“, lachte Ginta, der auf einmal überraschend fröhlich war, und grinste die Person an, die an diesem Übel wohl Schuld war. „Dann machen wir diese Shal doch fertig!“
Jetzt formten sie einen Kreis um Shiana, offentsichtlich um sie zu beschützen. Sie trug Myu auf den Arm, die versuchte, Shal mit ihren Krallen zu zerkratzen, wie als würde sie mitkämpfen, aber es klappte nicht, weil sie mit keinem einzigen Shal in Berührung kam.
„Das muss ja eine nette Begrüßung für dich sein, sorry“, entschuldigte sich Oto.
„Das stört mich nicht“, erwiderte Shiana und streichelte Myu.
Der Kampf ging weiter.
Ryoma nahm sich hauptsächlich die bewaffneten Shal vor, Oto kümmerte sich um die Verletzten, Sayoko und Jumon kämpften wie gewohnt. Ginta versuchte jede elementare Magie mit seinen Techniken abzuwehren und kümmerte sich gleichzeitig noch um die Bösewichter, die versuchten, in die Nähe von Shiana zu kommen.
„Das ist das Mädchen!“, riefen einige dieser.
Andere wiederum: „Fangt sie wieder ein! Sie hat die Kraft!“
„BURKAM!!!“, brüllte plötzlich ein Shal, sprang mit Hilfe von seinen Kameraden hoch und feuerte einen starkten Feuerstrahl auf unsere Freunde.
Ginta wollte diesen Angriff schon mit einem Windstoß abblocken, doch in diesem Moment sprang Ryoma vor Ginta und blockte diese magische Attacke mit seinem Schwert ab, dass die Energie dieses Feuerstrahls sofort in sich aufsog.
„Es geht also doch immer“, bemerkte Ryoma und lachte. „Den nehme ich mir vor!“
Er rannte nun auf diesen Shal zu und bekämpfte diesen.
Langsam nahm der Andrang neu dazukommender Shal ab und die Menge wurde immer weniger. Die meisten Soldaten wurden dank Oto geheilt und konnten wieder ins Getümmel.
Langsam merkten unsere Freunde, wie immer stärker eine geheimnisvolle Kraft sie durchströmte und sie zusätzlich mit Energie versorgten. Es fühlte sich wirklich angenehm und warm an und es tat ihnen gut.
Als ein weiterer Shal den nächsten magischen Angriff mit einem komischen dunklen Stahl startete und währenddessen „Negistra!“ schrie, baute sich rasend schnell ein leicht blau schimmerndes Lichtschild auf und beschützte die Gruppe vor diesem Angriff. Auch die anderen Attacken wurden sofort geblockt und unsere Helden wurden komplett geschützt. Das überraschte Ginta und seine Freunde.
Nachdem dieses Schild wieder zerfiel stürmten weitere Shal voran, aber Ginta, Ryoma, Sayoko und Jumon konterten diese Angriffe mit Leichtigkeit. Oto heilte währenddessen weiter verletzte Soldaten und passte zudem noch auf, dass Shiana nichts passierte, obwohl das die anderen ja auch taten.
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Teil 2
- Spoiler:
- Es war irgendwie viel zu leicht, die Shal niederzustrecken. Das war wirklich merkwürdig.
>>Gut gekämpft, jetzt zieht ab >Was fällt euch Gören ein, meine Pläne zu durchkreuzen?! >Kankoban Sara! Ihr dürft mich aber Sara-dono* nennen , stellte er sich vor, immer noch in ein Mikrofon srpechend. (*-dono ist die japanische Endsilbe für Personen, die ziemlich hoch gestellt sind. Ich kenne das in Verbindung mit Königen und Prinzessinnen, wie Snow aus MäR)
Sofort stürmte die Gruppe in die mittlere Lagerhalle und alle rannten die Treppen zum Dach hinauf. Ein militärischer Befehlshaber versuchte sie noch davon abzuhalten und ihnen erst einmal die Situation zu erklären, aber sie hörten einfach nicht auf ihn.
Auf dem Dach angekommen erblickten sie einen jungen, in einen schwarz gekleideten Mantel, der mit vielen Kettchen geschmückt war, muskolösen Mann, dessen bunte Stachelhaare in alle Richtungen abstanden.
Er schmiss das Mikrofon beiseite und sagte: „Danke, dass ihr mir das Mädchen wieder gebracht habt!“
„Lass sie in Ruhe!“, rief Ginta und stellte sich provokativ vor Shiana. „Was willst du von ihr!?“
„Ach, ich brauche sie nur. um einige meiner bösen Machenschaften voranzutreiben... Was denkst du denn!?“
„Du... Du... Du elender Shal!!!“
„Tststs... Ich bin der mächtige Sara-dono!“
„Eingebildet ist dieser Typ gar nicht“, meinte Sayoko mit einem stark heraushörbaren sarkastischen Ton.
„Ihr wollt mich doch nicht erzürnen!“, grinste Sara.
Eine dicke Schlagader formte sich auf Sayokos Stirn.
„Also, dieser eingebildete, schlecht frisierte ******! ATTAAAACKEEEEEEEEEE“, schrie sie und stürmte auf ihn zu.
Er stand einfach nur genervt da und bewegte sich keinen Zentimeter.
Sayoko holte aus, um ihm einen starken Schlag ins Gesicht zu geben, doch plötzlich prallte ihre Faust auf eine blaufarbene Scheibe. Sofort sprang sie zurück und schüttelte ihre Faust.
„Du...“
„Sayoko, beruhige dich doch!“, meinte Jumon.
Jetzt raste Ryoma auf ihn zu und versuchte ihn mit seinem Schwert von der Seite zu treffen, doch auch da blockte auf einmal eine blaufarbene Scheibe seinen Angriff ab. Diese Scheiben schwebten in der Luft und anscheinend konnte Sara sie nach seinem Willen umherfliegen lassen.
Nun droschen beide auf ihren Feind ein, doch immer wieder verschoben sich diese plattenförmigen Gebilde und jeder neue Angriff wurde wieder und immer wieder abgeblockt.
Schnaufend standen Sayoko und Ryoma da und warteten auf einen Gegenangriff, doch noch kam keiner.
„Vergesst es doch einfach! Ihr kommt gegen den großen Sara-dono einfach nicht an“, lachte er und stolzierte langsam auf Shiana zu.
„Das werden wir zu verhindern wissen! Los geht’s!“, forderte Ginta auf und alle machten sich bereit.
Oto blieb sicherheitshalber in Shianas Nähe. Jumon hetzte seinen Geisterfreund auf Sara los und Sayoko und Ryoma griffen mit allem an, was sie nur hatten. Selbst Ginta griff ein und versuchte ihn mit seinem Stab zu treffen. Doch vergebens, sie schafften es einfach nicht, ihn abzuhalten.
„Grrr, wir werden dich davon abhalten, sie mit mitzunehmen, geschweige denn anzufassen!“ Ginta knirschte mit den Zähnen und sprang einige Meter nach hinten.
Er streckte seinen Arm aus und attackierte Sara mit einem Windstoß, der ihn nach hinten schleuderte.
Danach stürmte Ginta auf ihn zu und attackierte ihn mit seinem Stab. Während Sara aufstand und sich von diesem Angriff kurzzeitig erholte, formten sich diese Platten neu und plötzlich wurden es immer mehr. Statt zwei Platten wurden es plötzlich vier, acht und dann sechzehn!
„Ihr könnt gegen mich nicht ankommen, vergesst es doch einfach!“, erklärte Sara und lachte noch einmal. „Gebt mir jetzt das Mädchen, sonst könnt ihr etwas erleben!“
Sein Blick wurde immer grimmiger und seine Muskeln zuckten merkwürdig. Er sprintete jetzt auf das Mädchen mit den blauen Haaren zu und versuchte sie zu attackieren.
Doch das unerwartete geschah.
Die blauen Augen Shianas wurden immer heller, nahmen aber nicht die Farbe weiß an und sie streckte ihren linken Arm aus. Ein Bogen aus Licht wurde geformt und mit ihrer rechten Hand spannte sie einen Lichtpfeil.
Kurz bevor Sara das bemerkte, zog sie ab und ein riesiger Pfeil aus purem Licht schoss auf den Feind zu und traf direkt ins Schwarze. (Ha XDD wie lustig! XDDD)
Es warf ihn vom Dach der Lagerhalle und er fiel zu Boden.
Fiel er zu Boden? Nein, unsere Freunde hörten nicht das Geräusch eines Aufpralls, sondern eher das Geräusch einer komischen Maschine.
Eine fliegende Maschine fing ihren Feind auf und flog dem Himmel entgegen. Diese Maschine sah aus wie ein rieser Ballon, mit Flügeln und einem Roter. Unter diesem befand sich ein Container der mit Seilen an der Flugmaschine befestigt war.
„Sayonara, ihr Gören, wir sehen uns wieder! Und dann werde ich euch alle machen! Erinnert euch an den Monarch Kankoban Sara-dono!“, lachte Sara auf seine komische Art und flog mit dieser Maschine, die ein paar seiner Shal-Kollegen steuerten, davon.
„Das war’s wohl“, seufzte Ginta. „Guter Kampf, Freunde, wenigstens haben wir sie in die Flucht geschlagen... Freunde?“ Er wunderte sich, als keine Antwort kam.
Allesamt starrten sie Shiana an, als wär sie das zehnte Weltwunder.
„Hört auf sie so anzustarren!“, verteidigte er das Mädchen. Ginta bekam Angst. Er wollte nicht, dass alle sie so anstarrten. Er wollte doch eigentlich, dass sie akzeptiert wurde, obwohl sie etwas komisch war und... Was war das für ein komisches Gefühl ihn ihm?
„Wow, war das toll!“, brach es aus Oto heraus, die vor Begeisterung auf und ab hüpfte.
„Wie hast du das nur gemacht?“, wunderte sich Jumon.
„Gintaaaaa“, fragte Ryoma. „Darf sie uns begleiten?“
„Diesem aufgeblasenen Kerl hast du’s aber richtig gegeben!“, lobte Sayoko sie.
Ginta fiel nicht nur ein Stein vom Herzen, nein, auch seine Kinnlade kam dem Grund immer näher.
„I... I... Ihr fandet das cool?“, stotterte er.
Nun standen alle um Shiana herum und beglückwünschten sie und fragten, ob sie mit auf die Reise kommen wollte.
Shiana lächelte und man merkte, dass ihr die Gesellschaft mit Gintas Freunden gut tat.
„Jetzt lasst sie doch mal in Ruhe“, brummte Ginta, der sich gerade an Ryoma vorbeidrängte. „Es tut mir echt Leid, Shiana, aber...“
„Ist schon ok“, unterbrach sie ihn und grinste. „Ginta, es würde mich freuen, wenn ich dich auf deiner Reise begleiten könnte.“
„JAAA!“, rief Ryoma auf, der sich genauso wie die anderen darüber freute, dass Shiana jetzt mit im Team war.
Ginta wurde rot. „Na... Natürlich kannst du mit! Aber ich warne dich, unsere Reise wird nicht leicht. Wir werden wahrscheinlich noch viele Kämpfe hinter uns bringen müssen. Aber hab keine Angst, ich... ich werde dich immer beschützen...“ Seine letzten Worte hatten ja fast einen poetischen Klang. Er lächelte. Ein Gefühl in ihm sagte ihm, dass er sich nicht mehr von ihr trennen sollte, aber warum?
„Woher kommst du denn eigentlich?“, erkundigte sich Jumon.
„Das...“, sagte sie leise. „Das weiß ich selber nicht mehr...“
„Eine Amnesie?“, dachte Sayoko laut.
„Ich weiß nur noch, dass ich in einer Stadt aufgewacht bin und mich diese Leute mit den schwarzen Mänteln verfolgt haben. Sie meinten, ich hätte eine besondere Kraft, die sie brauchen. Dann sperrten sie mich in diesen Kerker. Das ist schon einige Zeit her... Bis dahin habe ich versucht, mit Ginta Kontakt aufzunehmen... Und heute habe ich ihn endlich getroffen...“
„Läuft da was zwischen euch, Ginta?“, lachte Ryoma und klopfte ihm auf die Schulter.
Er wurde sofort wieder rot: „Nein! Natürlich nicht!“
„Komm doch erst mal mit uns mit. Im Med-Dorf gibt es sicherlich Spezialisten, die sich mit Amnesien besser auskennen als wir...“, schlug Oto vor.
„Stimmt, das Med-Dorf...“, flüsterte Jumon.
„Das Med-Dorf!!!“, schrak Ginta hoch. „Schnell zum Bahnhof! Wir verpassen sonst unseren Zug!“
Gerade noch rechtzeitig machten sich unsere Freunde auf den Weg zum Bahnhof. Es war mittlerweile schon viel Zeit vergangen und der Zug würde sicherlich ohne unsere Freunde abfahren, wenn sie nicht noch einen Zahn zulegen würden.
Am Bahnhof angekommen zahlten sie noch schnell ein Ticket für Shiana und stiegen in den Zug, der kurz vor der Abfahrt stand. Endlich geschafft! Erschöpft setzten sie sich in einem Waggon und machten eine kleine Pause.
Doch eine Kleinigkeit hatten sie vergessen.
Der Befehlfsführende schleppte sich die letzten Treppen bis zum Dach der Lagerhalle hoch. Keuchend blickte er um sich.
„VERDAMMT! Diese Kinder! Sie haben ihn flüchten lassen! Jetzt ist die Maschine weg... Verdammt!“
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 32 - Eine wilde Zugfahrt
- Spoiler:
- Der Schaffner pfiff kräftig in seine Pfeife und der Zug fuhr los. Heißer Wasserdampf entwich aus allen möglichen Öffnungen der pechschwarzen Lock. Die Räder bewegten sich und setzten den ganzen Zug in Fahrt. Unter Volldampf verließ der Passagierzug den Bahnhof Kisha Citys.
Ginta, Ryoma, Oto, Sayoko, Jumon und Shiana setzten sich in einen recht leeren Waggon und machten erstmal eine Verschnaufpause.
„Das war lustig“, fing Ryoma an zu lachen.
„Ein toller Kampf, leider ist uns Sara entwischt“, meinte Ginta.
„Zum Glück haben wir noch den Zug erwischt“, lachte nun auch Jumon und die anderen schlossen sich ihm an.
Nur Shiana saß ruhig am Fenster, gegenüber von Ginta, der sie beobachtete. Sie sah aus dem Fenster und betrachtete die schönen schnell vorbeiziehenden Landschaften.
Was war sie doch für eine geheimnisvolle Person.
Ginta fühlte bei ihr etwas komplett anderes, als er es bei seinen Freunden gespürt hatte. Ryoma, Oto, Sayoko und Jumon strahlten etwas Freundliches, etwas Wichtiges für ihn aus, das sie so vertrauenswürdig und freundschaftlich machte. Shiana war aber eine komplett andere Person und auch das Bauchgefühl Gintas war anders. Sein Herz schlug schneller und es wurde ihm ganz warm, jedes mal, wenn sie ihn ansah.
Ihr blaues Haar glänzte im Sonnenlicht. Ihr zartes Äußeres ließ sie vollkommen unschuldig aussehen. War es wirklich die Person, die in Gintas Träumen aufgetaucht war und ihn immer wieder aufgesucht hatte? Es musste so sein, beschloss Ginta.
Aber wie schaffte sie es, in Gintas Kopf zu kommen? Und die wichtigste Frage: Was wollte sie überhaupt von ihm? Was für ein Ziel verfolgte sie?
Fragen, auf die es momentan noch keine Antworten gab.
Jumon und Ryoma bemerkten es zwar nicht, aber Oto und Sayoko sehr wohl. Die beiden brachten die anderen Jungs dazu, mit ihnen in einer Vierergruppe zu sitzen, sodass Ginta und Shiana allein zusammen saßen. Ja, man merkte, dass die zwei etwas Mysteriöses verband, das noch keiner wirklich verstehen konnte.
Es war ein wunderschöner Tag, die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg zwischen vorbeiziehenden Wolken und die Luft war angenehm warm. Ginta öffnete einen Spalt des Fensters und sofort strömte frische Luft in den Waggon. Shianas Haare flatterten, genauso wie Gintas, in diesem Wind. Von draußen hörte man das Rattern der Räder über die Gleise.
Jumon beschäftigte sich wieder einmal mit einem seiner Bücher, die er sich mitgenommen hatte. In diesem handelte es von einem Geisterclan, der tief in den Höhlen der Berge lebte und dort seine Erfahrungen mit Gaia machte. Es interessierte Jumon anscheinend sehr.
Sayoko unterhielt sich mit Oto. Trotz der Ereignisse auf der Fähre, bei Jumons zu Hause und der eigentlich fehlenden Schulden Otos waren die beiden ziemlich gute Freundinnen geworden. Nun ja, bis auf das Hinzukommen Shianas waren beide die einzigen weiblichen Gruppenmitglieder.
„Wir sollten mal ein Frauengespräch mit Shiana führen“, flüsterte Oto zu Sayoko. „Außerdem will ich etwas mehr über sie erfahren.“
„Eine gar nicht mal so schlechte Idee, das muss ich zugeben“, antwortete ihr Sayoko.
„Wie alt sie wohl ist?“
„Mh... Sie schaut relativ jung aus, oder?“
„Sie könnte in meinem Alter sein“, meinte Oto, die Shiana unauffällig ansah.
„Das stimmt... Ich schätze sie auf sechzehn Jahre ein.“
„Ich schließe mich dir an.“
Während alle ihrer Beschäftigung nachgingen, starrte Ryoma gelangweilt an die Decke.
Plötzlich hörte er Schritte. Als die Schritte lauter wurden, entdeckte er Einwölbungen an manchen Stellen, als ob jemand auf dem Zug laufen würde.
„Ehm, Leute“, fing Ryoma an. „Ich will euch ja nicht beunruhigen, aber...“
„AHHH!!!“, schrie ein kleiner Junge, der gerade in den Waggon gestürmt kam. „Verfolgt sie!“
Der kleine Junge, der eine für ihn zu große Lokführermütze aufhatte, brüllte durch das ganze Abteil und rannte auf zum nächsten.
„Na toll“, seufzte Sayoko. „Da will man einmal pausieren und dann gibt es wieder Ärger! ARGH!“
Sayoko knirschte mit den Zähnen, ballte ihre Faust und sprang aus ihrem gemütlichen Sitz.
Ginta und die anderen standen genervt auf und nahmen die Verfolgung des Jungen auf.
Nachdem sie einige Abteile durchquert hatten, erwischten sie endlich den Jungen, der gerade auf das Dach kletterte.
Sayoko zog ihn an seinem ärmellosen T-Shirt wieder nach unten und blickte ihn böse an.
„Lass das, Kleiner“, warnte sie den Jungen mit den kurzen braunen Haaren. „Jetzt sind wir da und helfen dir...“
„Da oben!“ Er zeigte mit dem Finger auf das Dach des Waggons.
„Wir kümmern uns darum“, sagte Sayoko zum Abschied, schubste den Jungen zurück ins Abteil und schloss die Tür.
Ginta und Ryoma kletterten zuerst hinauf, danach folgte ihnen Jumon, Oto und Sayoko. Zum Schluss kletterte Shiana noch vorsichtig auf das Dach.
„Haltet euch gut fest! Und seid bitte vorsichtig!“, brüllte Ginta, der vorausging.
Bei dieser Fahrtgeschwindigkeit war es ganz schön windig. Gintas Umhang flatterte wild umher. Die Frisuren der anderen wurden auch ziemlich durcheinander gebracht.
Sayoko grummelte nur.
„Da vorne sind Shal!“, erkannte Ryoma und stürmte nach vorn.
„Was wollen die jetzt schon wieder?“, seufzte Ginta und sah nach hinten, um sicherzugehen, dass es Shiana gut ging.
Zögerlich lief sie voran. Oto half ihr ein wenig, einen festen Stand zu behalten.
Ganz hinten befand sich ein Waggon, der sich farblich von den anderen unterschied. Dort sammelten sich auch acht bis zehn Shal - die genaue Zahl war aus der Entfernung nicht näher bestimmbar.
Wie schon gesagt stürmte Ryoma gerade auf die Gruppe Shal zu. Jumon und Sayoko folgten ihm sofort.
Ginta blieb lieber noch bei Oto und Shiana, um sicherzugehen, dass ihnen auch nichts passieren könnte. Bei Shal wusste man ja nie, wo und wann sie sich versteckten.
Ryoma zückte sein Schwert und stürzte sich auf einige der Shal, die Gintas Gruppe längst bemerkt hatten.
Die meisten Shal waren ebenfalls mit Schwertern bewaffnet, also hatte Ryoma wohl am meisten Spaß. Er stieß zu und führte einen erbitterten Kampf mit seinen Kontrahenten. Sayoko und Jumon machten sich mittlerweile dafür bereit, ihre Beschwörungstechniken anzuwenden. Ein Schneemann und ein einfacher Schatten kamen wie aus dem nichts hervor und kämpften gegen Shal.
Ohne irgendwelche Störungen fuhr der Zug weiter und erreichte langsam eine riesige Holzbrücke.
Besiegte Shal fielen vom Zug und stürzten in ein tiefes Tal. Jetzt blieben nur noch eine Hand voll Shal übrig, die gerade versuchten, ein Dach mit einem Bohrer zu öffnen.
Ginta hatte genug. Er bat die anderen, wieder zurück in den Waggon zu gehen und ihm den Rest zu überlassen. Ginta plante etwas, von denen die anderen momentan noch nichts verstanden.
So verließen sie die Dächer. Doch eine blieb übrig. Shiana stand weiter auf der Leiter und sah Ginta zu.
Zuerst lenkte er die Shal ab. Er provozierte sie mit doofen Sprüchen und wie er es geplant hatte, griffen sie an. In diesem Moment sprang er vom Dach in die Tiefe des Tales.
„GINTA!!!“, schrie Shiana und blickte seitlich dem Zug entlang.
Genau jetzt fuhr der Zug in einen Tunnel hinein und die Shal stieß es vom Dach hinab in den Tod.
„Ginta, du Idiot...“, flüsterte das Mädchen mit den blauen Haaren.
„Wieso bin ich ein Idiot? Ich habe die Shal fertig gemacht“, prustete Ginta, der auf einmal hinter Shiana wieder auftauchte.
„Ginta!“
„Meinst du, ich lass mich so schnell besiegen?“, lachte er. „Es war doch ein so einfacher Plan... Lass uns zurück zu den anderen gehen.“
Beide gingen zurück in das Abteil und wurden von dem Rest der Gruppe schon erwartet.
Ginta erklärte, wie sein Plan ablief.
Mitten in der Unterhaltung stieß der kleine Junge wieder hinzu.
„Hey du! Alte Schramme, ich wollte der Held sein!“, beschwerte er sich und erhob drohend seine Faust gegen Sayoko.
„Willst du mich etwa herausfordern?“, grummelte die sehr genervte Sayoko.
„Hey ihr zwei, das reicht jetzt“, unterbrach Oto den aufkommenden Streit.
„Pöh!“ Der Junge drehte sich um und ging. Der Schaffner kam nun der Gruppe entgegen.
„Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass Poko so viele Probleme gemacht hat und gleichzeitig möchte ich mich auch bedanken, dass Sie uns gerettet haben. Sie haben extrem teure Juwelen gerettet, die sich in dem letzten Waggon befinden.“
„Das haben wir doch gerne gemacht“, meinte Sayoko sarkastisch, doch der Schaffner verstand diesen Sarkasmus nicht und grinste weiter dankend.
„Um was für Juwelen handelt es sich denn dabei?“, erkundigte sich Jumon neugierig, während er gleichzeitig sein Buch weiter las.
„Das sind Juwelen aus extrem seltenem Monderz. Man munkelt, sie hätten eine magische und verführerische Wirkung auf den Träger.“
„Ach so ist das, na dann.“
‚Juwelen... Seltenes Monderz...’, hallte es in Gintas Kopf wieder.
Um was handelte es sich dabei? Ginta merkte schon, dass etwas Eigenartiges an der Sache war. Warum sollten sich die Shal für Juwelen interessieren?
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 33 - Verkleide dich!
- Spoiler:
- Der Zug fuhr langsam in den Bahnhof Mayimas ein. Es dampfte wieder aus allen Öffnungen der Lok und der Zug bremste vollkommen ab.
Diese Zugfahrt dauerte den gestrigen Tag und die darauf folgende Nacht. Mittlerweile war es Vormittag und unsere Helden verließen ihren Waggon und begrüßten die Morgensonne Mayimas.
Die letzte Nacht war zwar ein wenig ungemütlich gewesen – trotzdem immer noch gemütlicher als zu Fuß -, aber trotzdem waren alle recht gut ausgeschlafen.
Ginta und seine Freunde verließen den Bahnhof und machten sich auf den Weg, um sich ein Hotel zu suchen. Ja, für die nächsten zwei Tage wollten sich alle noch ein wenig ausruhen. Außerdem gab es in dem Hotel, das sie sich ausgesucht hatten, eine heiße Quelle, in der man super entspannen konnte.
„Entschuldigen Sie“, begrüßte Ginta die Rezeptionistin, „ich möchte bitte zwei Hotelzimmer buchen...“
„Das geht klar, wie viele Betten?“, entgegnete sie.
„Zweimal drei Betten“, gab Ginta zur Antwort.
„Da hätte ich nur noch eine Bitte, in unserer Stadt wird heute ein Fest gefeiert und jeder Bewohner, sowie jeder Tourist sollte sich verkleiden...“
„Ohje, was ist das für ein Fest?“, seufzte Sayoko.
„Jedes Jahr feiern die Bewohner der Stadt ein Fest zur Feier, dass es allen gut geht... Es ist eine Art Sommerfest, bei dem sich jeder verkleidet.“
„Ach so ist das“, lachte Oto. „Ich finde, das ist gar keine so schlechte Idee...“
„Ist doch sicherlich lustig, sich mal zu verkleiden, oder?“, meinte Ryoma.
„Wenn ihr meint...“ Sayoko war von dieser Idee nicht wirklich begeistert.
So kam es, dass die Rezeptionistin die Gruppe zu ihren Zimmern brachte, eines für die Jungs und eines für die Mädchen und sie danach zur Garderobe führte. Myu blieb in Gintas Zimmer und ruhte sich aus.
Die Garderobe wurde extra für Touristen und Gäste des Hotels von der Stadtregierung gestellt, es sollte ja jeder ein Kostüm bekommen.
Auch hier wurde strikt nach Geschlecht getrennt.
Zuerst bekamen die Jungs ihre Verkleidungen. Jumon schlüpfte in ein Eisbärenkostüm, denn es war das einzige, das ihm passte. Ryoma bekam ein Sakko und eine dazu passende Anzughose. Anscheinend ging er als edler Geschäftsmann. Ginta ging ganz in schwarz. Ein langer Schal hing seinen Rücken hinab, der einige Male um seinen Hals gewickelt wurde und zudem seinen Mund verdeckte. Sein Kostüm sollte einen Shinobi (einen japanischen Ninja) darstellen.
Die Jungs warteten auf die Mädchen. Zuerst kam Shiana aus der Umkleide. Sie trug einen langen, blauen Kimono, auf dem sich pink-weiß farbene Kirschblüten befanden. Ihre Haare wurden wie bei einer echten Prinzessin hochgesteckt.
Ginta wurde wieder etwas rot, als er sie so sah.
„Du schaust... wirklich hübsch aus...“, meinte Ginta und bot ihr einen Stuhl an.
„Vielen Dank...“, bedankte sie sich und setzte sich hin.
Im nächsten Moment kam auch schon Oto aus der Umkleide. Halt, war das wirklich Oto? In diesem Moment erkannte man nämlich nur eine Kuh mit einem riesigen Kopf.
Ryoma und Jumon fingen laut an zu lachen, Ginta verkneifte sich dieses.
Die Kuh nahm ihre Kapuze ab und es stellte sich heraus, dass es wirklich Oto war.
„Hey Jungs, das ist fies! Mein Kostüm ist doch gar nicht so schlimm! Wartet doch lieber erstmal, bis Sayoko kommt“, kicherte sie.
„Sayoko, was trägt die denn?“, fragte Jumon nach.
„Das werdet ihr noch sehen“, kicherte sie weiter. „Jumon, du siehst ja wirklich niedlich aus! Und Ryoma, ich wusste gar nicht, dass du im Anzug so toll aussiehst.“
„Danke Otochen, heißt das, wir gehen mal miteinander aus?“, erhoffte es sich Ryoma.
„Das überlege ich mir nochmal. Sayoko, kommst du nun?“
„NEIN!“, murrte sie.
„Jetzt komm doch, so schlimm ist es doch gar nicht“, bat Oto.
„Doch, ist es! Ich komm hier nicht raus, ihr könnt alleine gehen!“
„Sayokooo, komm doch jetzt... oder soll ich rein kommen?“
„Komm doch, wenn du dich traust...“
Oto ging zurück in die Umkleide und zerrte Sayoko mit nach draußen.
Die Jungs konnten ihren Augen kaum trauen, Sayoko steckte wirklich in einem Clownskostüm!
Ein großes Gelächter brach aus und es schossen bei Ryoma schon die Tränen in die Augen vor Lachen.
„Ich habe es euch doch gesagt...“, grummelte Sayoko.
„Dann machen wir uns auf in die Stadt, wenn es ein Fest geben sollte, oder?“, schlug Ryoma vor.
„Auf geht’s!“, meinte Jumon.
So gingen alle in die Stadt. Sayoko hatte Glück, sie wurde nicht ausgelacht, eher wurde sie total begeistert von den Stadtbewohnern aufgenommen. Je verrückter das Kostüm, desto angesehener war man anscheinend.
In der Stadt gab es alle möglichen Arten von Essenständen, von Minispielen und Aktionen von Läden und auch von Privatpersonen, an denen man teilnehmen und gewinnen konnte.
Ryoma schlug sich den Bauch mit verschiedenen Spezialitäten und Köstlichkeiten voll, während Jumon und Oto sich ganz den Minispielen, wie Ringe werfen oder mit Wasserpistolen Luftballons voll schießen, widmeten. Es war wirklich lustig, jeder hatte seinen Spaß daran.
Sayoko setzte sich an eine kleine Bar und kippte einen Saft nach dem anderen runter. Deprimiert sah sie den Barkeeper, der ebenfalls als Clown verkleidet war an und wurde so noch deprimierter. Sie beschloss zu verschwinden, als sich der Barkeeper an sie ran machen wollte, nein, das war zu viel für sie.
Ginta und Shiana liefen gemeinsam ein wenig umher und sahen sie die Stände an. Ab und zu kauften sie mal einen Anhänger als Souvenir.
Das blauhaarige Mädchen sprach nich viel und schritt still neben Ginta her. Und Ginta war so nervös, sie bei sich zu haben, dass er ebenfalls kein Wort rausbrachte. Was war nur mit ihm los?
Oto erwähnte mal ab und zu, wie niedlich doch Ginta und Shiana aussahen und nervte damit Jumon, der das alles ohne Murren mit anhörte.
Später am Abend gab es dann noch für alle ein faszinierendes Feuerwerk und gute Musik. Aber unsere Freunde gingen schon früh, um sich in den heißen Quellen zu entspannen.
Teil 2
Nach diesem aufregenden Tag gönnten sich unsere Freunde in den in Mayima befindlichen heißen Quellen ein Bad.
Es befanden sich mehrere Quellen dort, sodass Ginta und seine Freunde eine eigene Quelle ganz für sich allein hatten.
Natürlich waren die weiblichen Gruppenmitglieder von den männlichen getrennt. In der Quelle verlief eine große Wand aus Holz, direkt durch die Mitte und teilte es in zwei Hälften.
Auf der einen Seite befanden sich Oto, Sayoko und Shiana. Ginta, Ryoma und Jumon badeten auf der anderen Seite.
Myu schlief oben in Gintas Hotelzimmer, das er sich ebenfalls mit den zwei anderen Jungs teilen musste.
Ginta lief vorsichtig über die glitschigen Steine, legte sein Handtuch, das um seine Hüfte gewickelt war, auf einen der Steine und setzte den ersten Fuß ins Wasser. Das heiße Wasser ließ ihn erst zurückweichen, doch dann glitt er entgültig hinein. Ryoma, der sich schon im Wasser befand, grinste ihn an. Ginta seufzte auf und tauchte mit seinem nackten Körper tiefer ins Wasser. Das heiße Quellwasser tat ihm echt gut.
Nach kurzer Zeit kam auch Jumon hinzu und stand misstrauisch schauend vor dem dampfenden Nass. Zögerlich tauchte er seinen großen Zeh in das Wasser und testete, ob es warm genug war. Als er den Zeh wieder raus hob, blickte er nachdenklich Ginta und Ryoma an.
„Komm doch auch rein, Jumon“, lud Ginta ihn ein.
„Du hast doch nicht etwa Angst, dein Ding zu zeigen?“, fragte Ryoma nach und sprang aus dem Wasser. „Ich und Ginta sind doch auch nackt, wir schauen dir nichts weg.“
Im nächsten Moment landete ein großer Holzeimer auf Ryomas Kopf und man hörte Sayoko rufen: „Ab ins Wasser mit dir!“
Nachdem der Eimer Ryomas Kopf getroffen hatte, rutschte er aus und fiel ins Wasser. Ein riesiger Platscher spritzte Wasser in alle Richtungen und Jumon bekam eine riesige Welle ab.
Wie belämmert stand er da und starrte Ryoma an.
Genau jetzt rutschte Jumons Handtuch auf den Boden.
„Geht doch, war doch nicht so schwer“, sagte Ryoma zufrieden, während er sich seine Beule rieb.
„Komm doch jetzt rein, wo du doch schon nass bist“, bat Ginta, der immer noch über Ryoma lachte.
Jumons Gesicht färbte sich rot, was anscheinend nicht nur vom heißen Wasser kam. Ohne lang zu überlegen setzte er sich auch endlich zu Ryoma und Ginta ins Wasser. Auch er genoss es in allen Zügen und fing an sich vollkommen zu entspannen.
In der Zwischenzeit befanden sich schon längst Oto, die sehr stille Shiana und auch Sayoko im Wasser. Es war wirklich ein überaus anstrengender Tag gewesen und deshalb genossen alle drei die Stille der umliegenden Natur. Ab und zu waren ein paar Worte von der Jungsseite zu hören, ja, besonders Ryoma war sehr auffällig.
Nach einiger Zeit beschlossen Ryoma und Jumon aufs Zimmer zu gehen und sich ‚auszuruhen’. Sie wickelten sich ihre Handtücher um und verabschiedeten sich von Ginta. Dieser wollte noch ein wenig die Ruhe genießen und entspannen. In letzter Zeit geschahen schon viele merkwürdige Abenteuer. Was hatte er bisher alles durchgemacht, um seinem Ziel weiterzukommen? Seinem Ziel?
...
Was war sein Ziel? Wieso hatte er diese Reise begonnen? Seit er auf die anderen getroffen war, war so vieles passiert, so viel Schönes, aber auch genauso Schreckliches. Mittlerweile hatte Ginta sein Ziel aus den Augen verloren.
Ja genau, da waren die Shal. Sie hatten seine Eltern und seine Großmutter umgebracht.
Sein Mal schmerzte auf einmal. Er fuhr mit seiner Hand darüber, doch der Schmerz hörte nicht auf.
„Ginta... Ginta...“, hörte man eine Stimme.
Er tunkte seinen Kopf kurz ins Wasser und kam dann wieder zu Sinnen.
„Ginta“, hörte man die Stimme wiederholt sagen.
Endlich wachte Ginta aus seinen Gedanken auf.
„Ja? Was ist?“, fragte er.
„Oto und Sayoko sind aufs Zimmer gegangen...“
„Ach, du bist es, Shiana...“
Er lehnte sich an die Holzwand und hörte, was sie zu sagen hatte.
„Ich möchte nicht allein sein...“, meinte sie.
„Das... das kann ich verstehen...“, fing er an. „Ich möchte auch nicht mehr allein sein, das Gefühl ist schrecklich...“
„Ich war die ganze Zeit allein... Bis ich dich wieder gefunden habe...“
‚Wieder gefunden? Wir haben uns doch noch nie gesehen...’, dachte er sich und sagte: „Shiana, darf ich dich etwas fragen?“
„Ja“, murmelte sie.
„Woher kommst du?“ Mehr wollte er momentan noch nicht wissen.
Sie dachte kurz nach und antwortete dann: „Ich... Ich weiß es nicht mehr... Ich bin in diesem Käfig aufgewacht und seitdem rufe ich dich...“
„Wenn das so ist, hast du ja... ganz schön lange auf mich gewartet, stimmt’s?“
„Ja, das ist so...“
„Es tut mir Leid, dass du so lange auf mich warten musstest.“
„Das ist schon in Ordnung, jetzt bist du doch da...“
„Und warum hast du ausgerechnet mich ausgesucht?“
„Du musst... wir müssen etwas suchen... wir müssen es finden...“
„... und dann?“ Ginta kam das Ganze etwas komisch vor.
„... ich weiß es nicht, tut mir Leid.“
Shiana kam etwas bedrückt rüber und Ginta etwas nachdenklich.
„Na gut, Shiana, dann suchen wir es eben“, lächelte Ginta zuversichtlich.
„Vielen Dank, Ginta... Wenn es dir nichts ausmacht, dann gehe ich nun auch aufs Zimmer...“
„Nein, geh ruhig, nur zu... ich wünsche dir eine gute Nacht, schlaf gut.“
„Das wünsche ich dir auch, Ginta...“
Er hörte, wie Shiana aus dem Wasser stieg. Zugleich entdeckte er ein kleines Loch in der Wand. Ginta konnte seine Neugier nicht unterdrücken. Er traute sich, einen kleinen Blick durch das Loch zu wagen.
Was er erkannte überraschte ihn: Nebelschwaden verdeckten seine Sicht.
„Argh! Was mache ich da nur!?“, schimpfte er mit sich selber. „So was tut man einfach nicht!“
Zur Strafe versank er im Wasser und hielt so lange die Luft an, wie er nur konnte. Es war zwar etwas kindisch von ihm, aber etwas Besseres fiel ihm gerade nicht ein.
Kurz bevor ihm die Luft ausging, stieß er wieder nach oben und holte tief Luft.
Ginta blieb noch ein wenig in der Quelle, doch dann entschloss er sich, hinauf zu Jumon und Ryoma zu gehen.
Als er die Tür aufsperrte und diese öffnete, traute er seinen Augen nicht. Ryoma und Jumon lieferten sich wirklich eine Kissenschlacht... und zwar nackt.
Er wollte sofort die Tür wieder schließen und verschwinden, doch in diesem Moment bekam er ein großes Kissen ins Gesicht geworfen.
„Da bist du ja, Ginta“, begrüßte ihn Ryoma und zog ihn in das Zimmer.
„Ryoma und ich liefern uns gerade eine erbitterte Schlacht!“, lachte Jumon.
„Und das müsst ihr nackt machen?“, seufzte Ginta.
„Jumon hat sich, als wir das Zimmer betraten, dafür gerächt, was ich ihm an der Quelle angetan habe“, erklärte Ryoma, „und hat mir das Handtuch geklaut... Das habe ich dann wiederum bei ihm gemacht... und dann hat er angefangen mit Kissen zu schmeißen.“
„Dann macht doch bitte weiter, aber zieht euch was an“, schlug der errötete Ginta vor, der nun im Nebenzimmer verschwand, um sich schlafen zu legen.
„Ich weiß nicht, was er hat", wunderte sich Ryoma. „Was ist daran so schlimm, mal nackt zu sein?“
Jumon räusperte sich und Ryoma blickte ihn komisch an. Der Geisterjunge zeigte auf seinen Fuß und Ryoma sah nach unten. In diesem Moment ging Ryoma, der auf Myus Schwanz getreten war, zur Seite und die schwarze Katze sprang ihm ins Gesicht. Sie zerkratzte ihm die Visage.
Ginta zog sich noch schnell eine Unterhose an und legte sich dann in das gemütliche Hotelbett.
Da blieb einem nur eins zu sagen: Gute Nacht.
Re: Ke°Ka°Ze [Ginta]
Kapitel 34 – Gedanken über Gedanken
- Spoiler:
- Der nächste Tag hatte schon längst begonnen und unsere Freunde waren schon auf dem Weg nach Tho'shka. Sie mussten nur noch diese kleine Stadt durchqueren und dann war es nicht mehr weit bis zum Med-Dorf.
Oto konnte den ganzen Tag schon an nichts anderes mehr denken, wie als ihre Eltern endlich zu sehen.
Sie ließ diesen Tag immer wieder durch ihren Kopf gehen, als ihre Eltern sie verließen. Es war zu ihrem Ziel geworden, auch einmal Ärztin zu werden und Menschen zu helfen.
Ihre Eltern... Oto hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und sie merkte, wie sie diese Spannung langsam nicht mehr aushielt. Endlich, nach so langer Zeit wieder mit ihren Eltern vereint zu sein, sie mal richtig in den Arm zu nehmen und zu betrachten, ob ihre Mutter nun wohl gesund war oder nicht, auf das alles, war sie so ungeheuer neugierig, und das merkten auch die anderen.
Normalerweise führte Ginta die Gruppe an, aber an diesem Tag befand sich Oto weit an der Spitze. Es sah fast so aus als würden die anderen nicht hinter her kommen können.
So war also die angehende Ärztin getrennt von der Gruppe.
Die anderen machten sich auch schon ebenfalls Gedanken über das bevor kommende Geschehnis. Leider waren diese, gar nicht so fröhlich, wie man hätte annehmen können.
„Bald haben wir unsere erste Etappe erreicht, Ginta“, sagte Ryoma mit einem strahlendem Grinsen, während er seine Arme über seinem Kopf streckte.
„Ja, das haben wir. Das Med-Dorf ist nur noch ein Tagesmarsch von hier entfernt. Ich hoffe, dass wir dort Informationen über einen möglichen Aufenthaltsort der Shal finden...“
„Ich freue, mich schon echt für Oto, dass sie ihre Eltern wieder sehen kann, ist schon klasse“, plauderte Ryoma weiter.
„Ja klar, ich freue mich doch auch für Oto... Aber...“, Gintas Blick schweifte zu Boden.
„Aber was?“, Ryoma sah ihn schief von der Seite an.
„Es heißt ja dann auch, wenn sie bei ihren Eltern ist und dann ihre Ausbildung als Ärztin beginnt, dass sie höchstwahrscheinlich unsere Gruppe verlassen wird, oder?“
Gintas Stimme hörte sich ziemlich bedrückt an, als er diesen Satz von sich gab.
„Da hast du Recht“, fügte Jumon bei, der wieder mal in einem Buch las, das Gespräch aber nebenher verfolgte, „Sie freut sich wie ein kleines Kind, ob sie das schon bemerkt hat?“
„Sie wird es spätestens merken, wenn es zu spät ist“, meinte Sayoko, „Ich hoffe nur, dass sie euch nicht zu sehr damit verletzt, wenn es ihr erst so spät bewusst wird...“
„Wie meinst du das?“, fragte Ryoma und zog eine Augenbraue nach oben.
„Das ist ganz einfach“, begann Sayoko zu erklären, „Jetzt denkt sie nur darüber, wie toll es sein wird ihre Eltern zu treffen und ihren Traum zu verwirklichen, die Ausbildung als Ärztin anzufangen. Die ganzen positiven Dinge, auf die sie sich schon seit Jahren freut. Das wäre bei euch sicherlich genauso...“
Sie sah in die Runde und bemerkte eine Bedrücktheit, die ihrer Meinung wohl zustimmte.
'Ein Traum zu verwirklichen...', dachte sich Ginta, 'mhh...'
Er blickte zu Shiana hinüber und überlegte sich, was wohl ihr Traum war. Sie war immer noch so geheimnisvoll und Ginta wusste noch so wenig über sie, aber da konnte er sich ja noch ein wenig Zeit lassen.
„...Und wenn man erst einmal solche Dinge vor Augen hat, wie Oto gerade, dann vergisst man ziemlich schnell die 'Opfer', die man dafür aufbringt, das was hinter einem liegt und am aller wenigsten denkt man an andere...“, erklärte Sayoko zu ende. Es hörte sich schon fast melancholisch und leicht deprimiert an, als würde sie da wohl ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben. Die Möglichkeit, dass sie da Erfahrungen gemacht hat, war gar nicht so unwahrscheinlich, aber das lag nicht nur daran, dass sie die älteste der Gruppe war.
„Otochen...“, flüsterte Ryoma und wurde dann lauter, „Sie darf doch nicht gehen! Dann hab ich ja niemanden mehr, der sich mal an mich kuschelt oder...“
In diesem Moment bekam er auch schon eine dicke Kopfnuss von Sayoko. Ginta war kurz davor Myu auf ihn zu hetzen, hat es aber gelassen, weil sie gerade in seiner Tasche lag und schlief.
„Aua!! Das hat weh getan!“, ärgerte sich Schwertkämpfer.
„Das musste sein! Du hast es verdient du Casanova!“
„Ich weiß noch ganz genau, wie wir sie kennen gelernt hatten“, unterbrach Ginta den Streit.
„Aha? Dann erzähl mal!“, forderte ihn Jumon und Shiana nickte neugierig schauend.
„Wir waren in ihrer Heimatstadt, habe mich da wegen dem Aufenthaltsort der Shal erkundigt, als das Krankenhaus überfallen wurde. Ryoma und ich machten uns also auf den Weg um uns das mal anzusehen. Wir folgten einigen Banditen und kamen zu einer Höhle...“, erzählte Ginta wurde dann aber von Ryoma unterbrochen.
„Wo so ein hässlicher Muskelprotz sich uns in den Weg stellte! Wie hieß er noch gleich?“
„Mh, irgendetwas mit O... O... Okura! Genau so hieß er“, erinnerte sich Ginta und nickte mit dem Kopf, „Jepp, gegen den haben wir erst einmal gekämpft, um dann Oto, die er entführt hatte, zu befreien. Nachdem wir sie kennen gelernt hatten, kamen wir auch zu ihrer Großmutter und ab dort an schloss sie sich unserer Gruppe zusammen.“
„Das ist ja 'ne coole Geschichte“, meinte Jumon.
„Ja, das ist sie wirklich“, befürwortete Shiana Jumons Meinung.
Sayoko musste Lachen, aber das eher auf eine abfällige Art.
„Ach und sie ist nicht eurer Gruppe beigetreten, weil sie euch Geld schuldete? Ja, nicht jeder hat so ein Glück wie ich...“, murrte Sayoko doch schnell veränderten sich ihre grimmigen Gesichtszüge, „Doch, ich hab sie in der kurzen Zeit auch lieb gewonnen... Sie ist echt ein nettes Mädchen, mit guten Absichten. Ich denke als Ärztin wird sie es weit bringen.“
„Bestimmt!“, grinste Shiana, „Leider habe ich sie noch nicht so gut kennen lernen können.“
„Da brauchst du dir keinen Kopf darüber machen“, beruhigte sie Ginta, „Du hörst doch gerade viel von uns und außerdem mag sie dich sicherlich.“
Shiana grinste, sah dann hoch zum Himmel, an dem sich gerade mehrere dunklere Wolken auftaten, was jedoch sonst keiner bemerkte.
„Sie kann schnell Freundschaften schließen“, erkannte Jumon, „Das war mit mir und Sabî genauso.“
„Oto hat auch viel für uns gemacht“, sagte Ginta und sah zu ihr vor, „Ich bin ihr echt dankbar dafür...“
„Ich auch“, grinste Ryoma doch konnte seine Trauer nicht länger verbergen.
Jumon und Shiana blickten nun auch traurig drein.
„Hey Leute!“, zog Sayoko die Aufmerksamkeit auf sich und meinte, „Macht euch doch keinen Kopf darum, dass sie geht! Freut euch darüber, dass sie endlich ihrem Traum ein Schritt näher ist und ihre Eltern wieder sehen darf und ihre Ausbildung anfangen darf! Also echt...“
„Stimmt!“, meinte Ginta, wischte sich einige Tränen aus dem Auge und sprach weiter, „Wir sollten uns alle für sie freuen, da hat Sayoko schon recht.“
In diesem Moment verschwand die bedrückte Stimmung und alle konnten wieder lächeln.
Myu miaute, streckte sich in Gintas Tasche und sprang raus, rannte zu Oto vor und lief an ihrer Seite.
Jetzt drehte sich die blond-haarige um und erkannte, wie alle sie angrinsten.
„Was ist denn los? Hab ich was in meinen Haaren hängen?“, verwirrt tatschte sie ihren Kopf ab und fand nichts.
„Also, wenn ihr mich ärgern wollt, das könnt ihr bei mir gleich lassen!“
„Wir ärgern dich doch nicht, Otochen!“, meinte Ryoma und sprang in ihre Richtung, landete jedoch fast auf Myu und konnte noch rechtzeitig abdrehen. Er knallte auf den Boden und wurde gleich mit einer Kratzattacke Myus bestraft.
Alle mussten herzhaft lachen.
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